Von Julia Anderton
Musik besitzt die Gabe, das Herz ganz leicht werden zu lassen. Mit den ersten Klängen geraten Alltagsballast, Sorgen und Nöte in Vergessenheit – doch bis dahin ist es ein recht beschwerlicher Weg, gilt es für ein Livekonzert zunächst das Equipment anzuschleppen. Die Mitglieder des 1986 gegründeten Vereins „Rock für Wiesbaden“ richteten Konzerte an verschiedenen Locations aus, etwa im ehemaligen „Wirtshaus“ oder im heutigen „Kontext“ in der Mainzer Straße. Stets mit geliehener Ausstattung und infolge dessen mit hohem körperlichem und zeitlichem Einsatz. So fiel die Entscheidung für ein festes Quartier im Georg-Buch-Haus aus organisatorischen Gründen leicht: 20 Jahre ist dies mittlerweile her.

Pause in den Sommerwochen
Das 50 Mitglieder starke „Rock für Wiesbaden“ hat seitdem nicht nur ein Büro und ein Lager bezogen, sondern monatliche Konzerte etabliert. „Das Haus ist wunderschön und der Saal ein Traum“, schwärmt der 1. Vorsitzende Dieter Kuffner. Im Sommer ist indes Pause, da fehlende Belüftungsmöglichkeiten sowie Licht und Verstärker als Extra-Wärmequellen Saunatemperaturen verursachen.
„Wir machen Musik, aber auch politische Statements“, erklärt Kuffner, der von Peter Zimmer als 2. Vorsitzenden und Sven Friederich als 3. Vorsitzenden unterstützt wird. Wichtig sei dem Verein der demokratische Gedanke, der unterschiedliche politische Ansichten zulasse, aber weder rechten noch linken Extremismus erlaube. Daher werden neben der musikalischen Qualität auch die Texte aller Bands geprüft. Grundsätzlich achtet der Verein auf einen Mix aus wiederkehrenden Bands und Newcomern, wünscht sich als Gegengewicht zu den Cover-Songs auch eigenes Material, bevorzugt regionale Gruppen, hat aber auch Gäste aus Hamburg oder Karlsruhe auf der Liste. Gespielt wird Rock-Jazz, Folk-Rock, Blues-Rock, Punk, Independent oder Classic Rock.

Jubiläumskonzert im April 2020
Die Konzerttermine sind schnell gebucht und so findet das eigentliche Jubiläumskonzert mit der Band Stoned Age, die auf ihr 40-jähriges Bestehen stolz sein kann, wegen eines Krankheitsfalls nun tatsächlich erst am 25. April 2020 statt. Die Beteiligten sehen es sportlich: Vorfreude ist eben die schönste Freude – und zusätzliche Konzerte zu den Samstagsterminen sind für die Vereinsaktiven nicht zu wuppen, da der Auf- und Abbau der Technik mehrere Stunden erfordert, was unter der Woche nur schwer mit der Berufstätigkeit vereinbar ist.
Die Altersspanne der Mitglieder reicht von 30 bis 60 Jahren, Männer und Frauen sind gleichermaßen vertreten und stammen auch aus Mainz, dem Rheingau und sogar Frankfurt. Dass auch Ingenieure und Veranstaltungstechniker dabei sind, ist nicht nur für technisch anspruchsvolle Konzerte ein Segen: Das aktuelle Herzensprojekt ist die Tonanlage, die der Verein vor zwei Jahren erwerben konnte, und deren veraltete Teile seitdem stückweise modernisiert oder repariert werden.

Schulden abgebaut
Seit dem Jahr 2006 veranstaltet „Rock für Wiesbaden“ keine Open-Air-Events mehr. Damals verursachte ein Konzert in der Reduit, das zeitgleich zur Fußball-WM stattfand, rote Zahlen und der Verein zahlte jahrelang seine Schulden in Höhe von 13000 Euro ab – unterstützt von vielen Bands übrigens, die zu diesem Zweck ohne Gage spielten. Auch dieser Umstand belegt, welche Institution der Verein in der Szene darstellt. Kuffner hat 2015 für sein Engagement die Bürgermedaille erhalten: „Ich habe mich riesig gefreut, aber klar gesagt, dass dies eine Auszeichnung für den ganzen Verein darstellt.“
Nächste Konzerte
Die nächsten Konzerte, die von Rock für Wiesbaden im Bürgersaal des Georg-Buch-Hauses, Wellritzstraße 38A, organisiert werden:
• Bands „Sheldons“ und „Nitribitts“, Samstag, 30. November, 20.30 Uhr, Vorverkauf sieben Euro, Abendkasse zehn Euro.
• „The Red Hot“, Samstag, 25. Januar 2020, 20 Uhr, Ticketpreise stehen noch nicht fest.
Tickets & weitere Infos:
www.rock-fuer-wiesbaden.de.