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Tag-Archiv Italien

Eine Lovestory aus dem Westend – Paar erneuert Ehegelübde in Indien

7. Februar 2020 · admin

Seine Wurzeln liegen in Italien, ihre in Indien: Salvo und Sahra Caserta haben in Neu-Delhi zum zweiten Mal geheiratet, nachdem sie in Deutschland schon „Ja“ gesagt haben. Foto: Delhi Velvet

Von Erdal Aslan

Wenn man ein Drehbuch über das Westend schreiben würde, könnten Sahra und Salvo Caserta die Hauptrollen spielen. Denn ihre noch junge Geschichte ist so besonders wie normal für dieses internationale Stück Wiesbaden. Unzählige sogenannte Migrantenkinder wachsen zwischen der Heimatkultur ihrer Eltern und der deutschen Kultur, in die sie hineingeboren wurden, auf. Sahra und Salvo Caserta sind wie viele andere in diesem Stadtteil Wanderer zwischen den Welten.

Sahra und Salvo Caserta. Foto: Sahra Caserta

Im Viertel aufgewachsen

Sahra ist im Westend als Tochter eines deutschen Hippies und einer Inderin aufgewachsen. Sie besuchte die Grundschule sowie das Gymnasium im Viertel und lernte „den respektvollen Umgang verschiedener Kulturen untereinander kennen und lieben“, wie die 32-jährige Flugbegleiterin sagt. „Für mich war es genau so selbstverständlich Weihnachten wie auch Diwali – das indische Lichterfest – zu feiern.“ Sie fühlt sich deutsch, schätzt aber ihre Wurzeln und die Werte, die ihre Mutter ihr mitgegeben hat.

Salvo (Kurzform für Salvatore) ist Sohn italienischer Einwanderer aus Neapel. Sein Vater betreibt die Traditionspizzeria „Luigi“ in der Dotzheimer Straße. „Ich fühle mich schon als Italiener, ohne es wirklich begründen zu können, es ist eine emotionale Sache“, sagt der Inhaber des Friseursalons „Capelli da Salvo“ am Dürerplatz. Er leugnet aber ganz und gar nicht seine deutschen Charakterzüge. Nicht umsonst wird der 37-Jährige wegen seiner Pünktlichkeitsliebe augenzwinkernd auch mal „Gerd“ genannt. „Man ist nie das eine oder andere, es gibt kein Schwarz oder Weiß.“

Liebesgeschichte beginnt auf Friseurstuhl

Die gemeinsame Geschichte der beiden begann im Jahr 2010 auf einem Friseurstuhl – natürlich im Westend. Er arbeitete im ehemaligen „Schnittpunkt“ (heute „Der grüne Salon“), sie war Kundin. Sie verstanden sich auf Anhieb, wurden beste Kumpel. Aus der Freundschaft entwickelte sich nach einiger Zeit Liebe, die 2014 ihren (ersten) Höhepunkt fand: Sie heirateten standesamtlich im Kloster Eberbach in Eltville. Schon bald entstand die Idee, das Ehegelübde alle fünf Jahre zu wiederholen.

Familienfoto: Links sieht man Sahras Schwester und ihren Sohn, rechts ihre Mutter Vandana. Vor Sahra stehen ihre beiden gemeinsamen Kinder mit Salvo. Foto: Sahra Caserta

Als sich das fünfte Ehejahr der mittlerweile zweifachen Eltern so langsam näherte, war es Salvos Vorschlag, in Indien erneut zu heiraten. „Ihre Familie hat mich so herzlich aufgenommen, ich habe zu Indien und der Kultur des Landes eine ganz besondere Beziehung aufgebaut“, sagt er heute. Im Jahr 2017 haben die beiden auch zusammen in Indien Urlaub gemacht. „Das Land ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Uns hatte sowieso eine spirituelle Trauung gefehlt. Daher war Indien die beste Wahl“, betont er. Sahra hätte sich auch eine Hochzeit in Italien vorstellen können. „Doch es war insgeheim auch mein Traum, in Indien zu heiraten“, sagt sie. Zurück zu den Wurzeln, den Traditionen ihrer Vorfahren. Sahra hat nach dem Abitur sogar für einige Monate bei ihrer Tante in Neu-Delhi gelebt. „Seitdem spüre ich erst recht eine tiefe Verbundenheit zum Land, zu meinen Verwandten.“

Eineinhalb Jahre geplant für „Bollywood-Hochzeit“

Die Entscheidung für eine „Bollywood-Hochzeit“ war also gefallen – den Casertas blieben eineinhalb Jahre Zeit für die Vorbereitungen. Dekoration, Location, Brautkleid, Menü: Zahlreiche Whatsapp-Gruppen gründeten sich, für jedes Themengebiet eine eigene. Gemeinsam mit der ganzen Verwandtschaft planten die beiden monatelang über 6000 Kilometer Entfernung ihr Hochzeitsfest. „Mein Beruf ermöglichte es mir, regelmäßig nach Neu-Delhi zu fliegen, um zum Beispiel eine geeignete Location zu finden oder mein Hochzeitskleid zu kaufen“, erzählt Sahra.

Im Oktober dieses Jahres war es dann so weit: Die Hochzeit konnte in einem der modernsten Viertel Neu-Delhis, in einem Hotel unweit vom Flughafen, stattfinden. Aus Deutschland waren 25 Gäste mitgeflogen. Salvos Eltern konnten aus gesundheitlichen Gründen den siebenstündigen Flug nicht antreten, „deshalb waren die Freunde meine Stellvertreter-Familie dort“, sagt Salvo. Gewöhnlich feiert man Hochzeiten in Indien mehr als eine Woche lang und begeht viele kleine und große Zeremonien. „Wir haben alles auf zwei Tage komprimiert, wegen der Schulferien und weil unsere Gäste aus Deutschland nicht so lange bleiben konnten. Unsere Hochzeit bestand aus den Basics“, berichtet Sahra. Das üppige Buffet mit indischen Spezialitäten hätte ihren Beschreibungen nach aber auch für eine ganze Woche gereicht.

Rituelle Reinigung: Bei der Haldi-Zeremonie wird das Brautpaar mit einer Kurkuma-Paste eingerieben. Die Gäste tragen weiße Gewänder und passend zu Kurkuma gelb-orangefarbene Schals. Foto: Sahra Caserta

Begonnen hat die farbenprächtige Traumhochzeit mit der „Haldi“-Zeremonie, bei der das Brautpaar auf die Hochzeit vorbereitet wird. Beide werden mit einer Kurkuma-Paste im Gesicht sowie an Händen und Füßen eingerieben. Das dient der rituellen Reinigung und soll die bösen Geister vertreiben. „Das Gewürz Kurkuma hat ja auch eine heilende Wirkung“, erklärt Salvo. Für diese Zeremonie haben alle Gäste weiße Gewänder mit einem gelb-orangefarbenen Schal getragen – die Farbe symbolisiert die Kurkuma. „Als ich die Treppe im Hotel herunterstieg und meine Familie und Freunde zum ersten Mal gemeinsam in diesen Gewändern gesehen habe, war das ein magischer Moment für mich“, erzählt Sahra.

Frauen machen sich über Männer lustig

Auf die „Haldi“-Zeremonie folgte der „Ladies’ Sangeet“. Die Frauen der Familie sitzen dabei zusammen und singen Lieder, in denen sie sich über die Männer der Familie – einschließlich dem Bräutigam – lustig machen. „Eine der Frauen sang zum Beispiel davon, ihren Ehemann verkaufen zu wollen, also ihn loszuwerden“, sagt Sahra. Den Rhythmus gab ihre Mutter Vandana auf einer Trommel vor. Salvo ließ das gerne über sich ergehen, genoss sichtlich jede noch so kleinste Zeremonie, wie man in dem Hochzeitsvideo sehen kann. Nur als Sahras Cousinen seine Schuhe versteckten und Geld für die Herausgabe verlangten (auch ein traditionelles Spiel), musste er Handelsgeschick beweisen. „Wir konnten aber den Betrag gut runterfeilschen“, sagt er grinsend.

Unter dem Schutz einer „Blumendecke“ führen Sahras Brüder (auch Cousins gelten in Indien als Brüder) die Braut zum Bräutigam. Foto: Sahra Caserta

Am zweiten Tag der Hochzeit begann die eigentliche Trauung („Fera“) unter Anleitung eines Priesters, der das Paar mit Gebeten in Sanskrit segnete. Nach jedem Gebet haben die beiden etwas in ein Feuer geworfen, um das sie herum saßen. Zum Beispiel Puffreis, die Opferung des Nahrungsmittels soll Wohlstand in der Zukunft bringen. Währenddessen sollten sie sich Loyalität, Treue und Liebe versprechen. Salvo hat ihr sieben Versprechen geben müssen – unter anderem, dass er finanziell für sie sorgen werde. Bei Sahra waren es vier Versprechen: zum Beispiel, dass sie sich nicht die ganze Zeit bei ihrer Mutter aufhält, während er arbeitet. „Da hat meine Mutter ‚Auf gar keinen Fall‘ vor sich hingemurmelt“, erzählt Sahra.

Erste gemeinsame Hürde muss gemeistert werden

Zusammengebunden um eine Feuerstelle laufen: Nach dem Bestehen dieser Prüfung werden Sahra und Salvo Caserta zu Mann und Frau erklärt. Foto: Sahra Caserta

Anschließend wurden die beiden aneinandergebunden. Als Symbol für die erste Hürde, die sie gemeinsam überwinden müssen, sollte das Paar sieben Mal die Feuerstelle umkreisen – sieben ist eine heilige Zahl im Hinduismus. Dabei mussten Sahra und Salvo einen ihnen in den Weg gelegten Stein mit dem Fuß berühren. Zunächst lief er vorne weg, danach sie. Beide mussten sich jeweils dem Tempo des anderen anpassen. Diese Hürde haben sie erfolgreich gemeistert. „Somit durften wir als frisch getrautes Ehepaar mit dem Segen der Hindu-Götter und den guten Wünschen unserer Familie und Freunde die zweite Partynacht eröffnen“, erzählt Sahra. Als die typisch indischen Rhythmen (wie auch nach dem ersten Tag) begannen zu erklingen, „konnten alle, also auch unsere deutschen Gäste, auf einmal perfekt indisch tanzen“, berichtet das Paar lachend.

Mittendrin die Kinder

Immer mittendrin die beiden Kinder der Casertas. Sie fühlten sich pudelwohl in Indien und bewegten sich ganz natürlich in dieser Welt, wie die Bilder und Videos beweisen. Empfinden sich die Kinder eigentlich mehr indisch, deutsch oder italienisch? „Sie sind wohl alles zusammen. Sie dürfen später auch selbst entscheiden, ob sie Hindus, Christen oder etwas anderes werden wollen. Wir haben sie deshalb nicht taufen lassen“, erklärt Salvo. „Wir versuchen, ihnen alles mitzugeben, was wir geben können. Die Grundwerte sind in allen Religionen und Kulturen eigentlich die gleichen.“

Sahra und Salvo scheinen überglücklich und immer noch berührt, wenn sie in ihrem Wohnzimmer im Westend von ihrem Fest voller Emotionen, Farben und Eindrücke in Neu-Delhi erzählen. „Wahrscheinlich werden wir in fünf Jahren nicht wieder so groß feiern. Aber unser Bund fürs Leben ist in Indien nochmal auf eine ganz besondere Weise gestärkt worden“, sagt Salvo. Vor allem auch, weil es an einem Ort geschehen ist, der ein Teil ihrer Familiengeschichte ist. „Die Gewissheit, Verwandte zu haben, die ich zwar leider selten sehe, die mich aber bedingungslos lieben, lässt die geografische Distanz ganz unwichtig erscheinen“, sagt Sahra.

Zweite, große Familie

Eine zweite, große Familie in einer anderen Ecke dieser Welt – auch das können viele Migrantenkinder sehr gut nachempfinden, wenn sie in die Herkunftsländer ihrer Eltern reisen und die Herzlichkeit ihrer Verwandten erfahren. Sahra und Salvo Casertas Geschichte erzählt nicht nur von ihrem persönlichen Glück. Sie erzählt auch vom Westend. Einem Ort, in dem verschiedene Kulturen ganz selbstverständlich ineinanderfließen.

Umfrage des Monats: Wie verbringen Sie die Weihnachtszeit?

24. Dezember 2019 · admin

Umfrage & Fotos: Alia Bouhaha und Asya Dik-Fesci

Fereshteh Asadilafmejani

Fereshteh Asadilafmejani, 48 Jahre, Tagesmutter, persische Wurzeln: „Ich bin zwar nicht christlich, aber trotzdem komme ich mit meiner Familie an den Feiertagen zusammen, da sich jeder zu der Zeit Urlaub nimmt. Es gibt zu Weihnachten immer unsere traditionelle Gans. Meine Tochter darf selbst entscheiden, ob sie an Weihnachten oder an dem iranischen Neujahr beschenkt werden möchte. Auf der Arbeit organisiert unser Gruppenleiter jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier. Dort wird gewichtelt und schön gegessen. Außerdem treffe ich mich zu dieser besinnlichen Zeit mit meinen Freunden: Wir machen uns gemütliche Serienabende, gehen gemeinsam essen oder besuchen den Weihnachtsmarkt. Diese Zeit ist für mich entspannend und familiär.“

Mahmut Ibrahim

Mahmut Ibrahim, 18 Jahre, Schüler, türkische Wurzeln: „In unserer Kultur ist es sehr unterschiedlich. Ich stamme ursprünglich aus der Türkei und bin dort auch aufgewachsen. Wir feiern eigentlich kein Weihnachten, aber kommen auch mit der Familie zusammen. Dazu gibt es ein leckeres Essen. In der Türkei werden oft an Silvester geschmückte Tannenbäume aufgestellt und es gibt Geschenke für die Kinder. In unserer Familie beschenken wir uns zu den muslimischen Festen. Da ich aber viele deutsche Freunde habe, ist das Weihnachtsfest in meinem Freundeskreis natürlich ein größeres Thema. Wir feiern zusammen und gehen zum Beispiel auf den Weihnachtsmarkt. Das gefällt mir besonders gut, wie auch das Wichteln in der Schule.“

Gudrun Olbert

Gudrun Olbert, 54 Jahre, Inhaberin „Büchergilde“, deutsche Wurzeln: „Für mich hat das Weihnachtsfest eine große Bedeutung, auch wenn es mittlerweile ziemlich kommerziell geworden ist. Generell bedeutet Weihnachten für mich, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Das war schon immer so, früher habe ich zum Beispiel den Baum immer mit meinem Vater zusammen geschmückt. An Heiligabend gibt es bei uns auch immer das gleiche Gericht: Falschen Hasen mit Karotte-Sellerie-Salat. Außerdem mag ich einfach das gemütliche Gefühl rund um die Adventszeit. Die ganzen Lichter und die festliche Beleuchtung erhellen die eigentlich so dunkle Jahreszeit.“

Roberto Nicola

Roberto Nicola, 57 Jahre, Inhaber „Pizzeria Molise“, italienische Wurzeln: „Weihnachten ist bei uns ein riesiges Familienfest. Wir nutzen die Zeit und fahren alle zusammen in den Urlaub. Dann gibt es immer viel Essen und eine besinnliche Zeit mit Kindern, Cousinen, Tanten, Onkeln und Großeltern. Traditionell essen wir an Heiligabend Fisch. Um Mitternacht essen wir einen Lebereintopf und gehen zusammen in die Kirche. Auch am 25. Dezember gibt es in Italien ein großes Mittagessen, bei uns meistens Stockfisch. Was die Bescherung angeht, sollen die Geschenke für die Erwachsenen eher eine kleine Freude sein, die Kinder werden schon etwas reicher beschenkt.“

Umfrage: Ist es sinnvoll, dass Migranten in ihrem Herkunftsland mitwählen dürfen?

20. Juni 2018 · admin

Hunderte Meter lange Schlangen wie am türkischen Konsulat in Mainz gab es bis zum 19. Juni in Deutschland, weil Türken bei den Wahlen teilnehmen wollten.

Hunderte Meter lange Schlangen wie am türkischen Konsulat in Mainz gab es bis zum 19. Juni in Deutschland, weil Türken bei den Wahlen teilnehmen wollten.

Knapp 1,4 Millionen Türken aus Deutschland sind für die bevorstehenden Wahlen in der Türkei wahlberechtigt. Sie konnten bis zum 19. Juni ihre Stimme in den Konsulaten hierzulande abgeben, bis zum 24. Juni können sie das noch an den Grenzen zur Türkei tun. Nicht nur Türken in Deutschland, auch Menschen anderer Nationalitäten können in ihrem Heimatland an Wahlen teilnehmen. Doch macht es Sinn, dass sie mitwählen dürfen, wenn sie nicht in dem jeweiligen Land leben? Also im Alltag auch nicht von der Politik in ihrem Herkunftsland betroffen sind?

Pasquale Casella, 28 Jahre alt, italienischer Staatsangehöriger

Pasquale Casella

Pasquale Casella, 28 Jahre alt, italienischer Staatsangehöriger: „Ich kann die Leute verstehen, die für ihr Herkunftsland wählen, wenn sie lange dort gelebt haben oder ein Teil der Familie noch dort wohnt. Aber prinzipiell finde ich es Quatsch, dass Leute an den Wahlen in ihrem Herkunftsland teilnehmen, wenn sie in Deutschland leben. Die meisten haben doch nicht wirklich Ahnung, was alltäglich in ihrem Land abgeht. Ich selbst habe einen italienischen Pass und gehe nicht wählen. Ich bin in Wiesbaden geboren. Deshalb habe ich keinen großen Bezug zu Italien und auch nicht zu der Politik dort. Ich kann mir auch nicht vorstellen aus Deutschland wegzuziehen.“

Noor Youfi, 20 Jahre alt, tunesische Staatsangehörige

Noor Youfi

Noor Youfi, 20 Jahre alt, tunesische Staatsangehörige: „Ich wohne erst seit einem Jahr in Deutschland und studiere hier, aber meine Eltern leben in Tunesien. Daher habe ich einen engen Bezug zu meinem Heimatland und möchte nur das Beste für mein Land. Ich bin der Meinung, man sollte an den Wahlen in seinem Herkunftsland teilnehmen. Man weiß ja nie, ob man nicht doch mal in sein Heimatland zurückziehen möchte. Deshalb sollte man von seinem Recht Gebrauch machen und auch die Verantwortung, die man mit dem Wahlrecht erhält, mittragen. Ich habe einen tunesischen Pass und habe bis jetzt noch nie gewählt, kann mir aber gut vorstellen, bei der nächsten Wahl teilzunehmen. Eben weil ich mich verantwortlich fühle für mein Land.“

Gürbüz Yildiz, 50 Jahre alt, türkischer Staatsangehöriger

Gürbüz Yildiz

Gürbüz Yildiz, 50 Jahre alt, türkischer Staatsangehöriger: „Ich lebe seit über 30 Jahren hier, meine Kinder sind deutsche Staatsbürger. Daher ist es mir zunächst wichtig, dass Deutschland wirtschaftlich und politisch gut geführt wird. Dennoch pflege ich weiterhin enge Beziehungen zur Türkei, wo ich aufgewachsen bin. Meine Eltern und Geschwister leben dort, ich bin zwei, drei Mal im Jahr bei ihnen. Deshalb finde ich es wichtig, auch von hier aus mitwählen und mitbestimmen zu können, von wem die Türkei geführt wird. Geht es dem Land zum Beispiel wirtschaftlich gut, geht es auch meinen Verwandten gut und sie brauchen weniger Unterstützung von mir. Außerdem ist das Wahlrecht ein Privileg, von dem man Gebrauch machen sollte, egal wo man lebt.“

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige

Sabine Keller, 56 Jahre alt, deutsche Staatsangehörige: „Es kommt darauf an, wie verbunden die Menschen mit ihrem Herkunftsland sind. Vielleicht wollen sie ja auch nochmal in das Land zurück oder es weiterhin mitgestalten. Wenn man die Staatsangehörigkeit besitzt und in dem Sinn noch Bürger des Landes ist, sollte man auch das Recht zu wählen wahrnehmen. Ich habe einen deutschen Pass und möchte auch in Deutschland wohnen bleiben. Sollte ich aber mal auswandern, würde ich auch mein Heimatland noch mitgestalten wollen. Ich kann auch verstehen wenn Migranten ihre ausländische Staatsbürgerschaft behalten wollen, grade wenn sie noch nicht lange in Deutschland sind.

Umfrage & Fotos: Julia Kleiner

Mit Leidenschaft und amore: Eis Costantin – kalte Süßspeisen aus bella Italia seit fast 50 Jahren

28. April 2018 · admin

(Text vom 16.07.2015. Franco Costantin ist im April 2018 gestorben: https://bit.ly/2FpTpaP)

Wenn die Sonne scheint und die Temperaturen steigen, findet man mitten im Westend, in der Bleichstraße 45, eine kleine Eisdiele mit langer Tradition, die für süße Erfrischung sorgt: Eis Costantin. Der ehemalige Besitzer Franco, der heute das Eis Benedetto Casal in der Fußgängerzone betreibt, hat die Eisdiele 1958 eröffnet: „Mein Opa ist 1925 zunächst nach Berlin ausgewandert und hat dort seine erste Eisdiele in Deutschland eröffnet.“ Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges zog Familie Costantin zurück nach Italien, „aber im Jahr 1947 sind wir nach Frankfurt gekommen und haben auch dort eine Eisdiele eröffnet. Im Eis Costantin hängen sogar Fotos von damals“, sagt der Italiener. Zehn Jahre später zogen die Costantins schließlich nach Wiesbaden – „ich fand es hier so schön, dass ich immer noch hier bin“.

Er hat das Eis Costantin 1958 eröffnet: Franco Costantin, hier in seinem Eiscafé Benedetto Casal in der Kirchgasse.

Er hat das Eis Costantin 1958 eröffnet: Franco Costantin, hier in seinem Eiscafé Benedetto Casal in der Kirchgasse.

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Umfrage zu Ostern: Fasten Sie vor den Feiertagen? Auf was verzichten Sie?

21. März 2018 · admin

Michaela Richard, 54, Selbstständig, deutsche Wurzeln

Michaela Richard, 54, Selbstständig, deutsche Wurzeln: „Letztes Jahr habe ich zu Ostern gefastet, dieses Jahr noch nicht. Gerade versuche ich, von allem ein bisschen weniger zu konsumieren. Ich gehe weniger essen, gebe weniger Geld aus und engagiere mich stattdessen – ich beschäftige mich mit dem, was mich nachdenklich macht. Phasenweise reduziere ich auch Dinge wie Alkohol oder bestimmtes Essen, wenn ich das Gefühl habe, dass es genug ist und ich mal aufhören sollte. Sonst genieße ich in Maßen – und das ist auch gut so.“ Continue reading →

Lebensretter im Mittelmeer: Westendler Marco van Marle hilft Flüchtlingen vor lybischer Küste – Unterwegs mit „Sea-Eye“

26. Juli 2017 · admin

Es ist erst nur ein winziger Punkt auf dem Radar. Fast gar nicht zu erkennen. Marco van Marle blickt durch sein Fernglas. Der Westendler befindet sich auf der „Sea Eye“, ein Schiff der gleichnamigen Hilfsorganisation. Der 26 Meter lange ehemalige Fischkutter steuert langsam auf den Punkt zu. Schon bald kann van Marle Silhouetten erkennen, kurze Zeit später sind die ersten Köpfe der Menschen zu sehen. Viele Menschen. Rund 150 Flüchtlinge, die auf einem hoffnungslos überfüllten Schlauchboot orientierungslos auf dem Mittelmeer treiben, unweit der libyschen Küste.

Hoch konzentriert: Marco van Marle hält per Funk Kontakt zur Brücke des Schiffes „Sea Eye“. Im Hintergrund warten die bereits mit Schwimmwesten ausgestatteten Flüchtlinge auf weitere Hilfe. Der Westendler war zwei Wochen mit einer Hilfsorganisation im Mittelmeer unterwegs.

Hoch konzentriert: Marco van Marle hält per Funk Kontakt zur Brücke des Schiffes „Sea Eye“. Im Hintergrund warten die bereits mit Schwimmwesten ausgestatteten Flüchtlinge auf weitere Hilfe. Der Westendler war zwei Wochen mit einer Hilfsorganisation im Mittelmeer unterwegs.

Sie haben nur einen Wunsch im Gepäck: das rettende italienische Ufer zu erreichen. Die Flüchtlinge, überwiegend aus Ostafrika, gehen mit der Aussicht auf ein besseres Leben ein hohes Risiko ein, um die 300 Kilometer weite Strecke bis zur Insel Lampedusa zurückzulegen. Alleine in diesem Jahr sind bisher laut Amnesty International über 2000 Flüchtlinge ertrunken oder gelten als vermisst. Das Mittelmeer ist ein großes Grab.

Hilfe für Flüchtlinge in Seenot

Die „Sea-Eye“ ist zusammen mit ihrem Schwesterschiff „Seefuchs“ im Mittelmeer unterwegs und hält Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen. Sobald dieser winzige Punkt auf dem Radar auftaucht, steigt die Anspannung auf dem Schiff – jeder Handgriff muss nun sitzen. Das Beiboot wird mit einer vierköpfigen Besatzung zu Wasser gelassen und nähert sich den Flüchtlingen, um die Erstversorgung zu gewährleisten. Jeder ist hoch konzentriert und fokussiert sich auf die Aufgabe, die gleich auf ihn zukommen wird.

Hoffnungslos überfüllt: Nur eine falsche Bewegung reicht aus und das Schlauchboot würde kentern. Das wäre das Todesurteil für die Flüchtlinge, denn nur die wenigsten von ihnen können schwimmen.

Hoffnungslos überfüllt: Nur eine falsche Bewegung reicht aus und das Schlauchboot würde kentern. Das wäre das Todesurteil für die Flüchtlinge, denn nur die wenigsten von ihnen können schwimmen. Foto: Bente Stachowske

Und dann geht alles ganz schnell. Das Beiboot umkreist das Schlauchboot, die Besatzung nimmt Kontakt mit den Flüchtlingen auf und stattet die Menschen mit Rettungswesten aus. „Wir müssen aufpassen, dass keine Panik auf dem Boot ausbricht“, sagt van Marle. Besonders beim Verteilen der Rettungswesten kann es hektisch werden. „Viele sorgen sich, keine Schutzweste zu bekommen. Manche sind sehr ängstlich, manche aber auch sehr erleichtert, dass sie nun in Sicherheit sind.“ Den Helfern wird oft vorgeworfen, dass sie durch ihr Einschreiten die Schlepper unterstützen. „Wir helfen nicht bei der Überfahrt, sondern achten darauf, dass niemand ertrinkt“, widerspricht van Marle (siehe auch Leitlinien von Sea-Eye).

„Ich wollte vor Ort helfen“

Der 33-Jährige war im Juni zwei Wochen lang mit der Hilfsorganisation vor der libyschen Küste unterwegs. Er beschäftigt sich schon lange mit dem Schicksal der Flüchtlinge. Irgendwann wurde ihm bewusst: „Ich will vor Ort helfen und nicht weiter von zu Hause aus zusehen.“ Auf „Sea-Eye“ stieß er zufällig. Eine andere Organisation suchte nur Maschinisten und Ärzte, „Sea-Eye“ benötigte auch „normales“ Personal. „Da habe ich mich einfach beworben. Darauf bekam ich einen Anruf, danach ging eigentlich alles recht schnell“, erinnert sich van Marle, der in Wiesbaden als Erzieher arbeitet und sich für den Einsatz Urlaub nahm.

Die Flüchtlinge wollen die italienische Insel Lampedusa erreichen. Foto: Bente Stachowske
Neue Aufgabe: Ein 26 Meter langer ehemaliger Fischkutter (Sea-Eye) liest in Seenot geratene Flüchtlinge auf. Foto: Bente Stachowske
Auch Babys befinden sich unter den Flüchtlingen.Foto: Bente Stachowske

Nach Pfingsten flog er auf die Mittelmeerinsel Malta, wo die Organisation ihre Basis hat. Die Teilnehmer lernten dort in einer kurzen Einführung, wie man ein Boot zu Wasser lässt und wurden über das Leben und Arbeiten an Bord aufgeklärt. Eine von van Marles Aufgaben: Funken. Er hielt während der Einsätze Kontakt zu anderen Schiffen und informierte über die aktuelle Lage. „Aber eigentlich muss sich jeder ein wenig um alles kümmern und helfen, wo es gerade nötig ist“, erklärt van Marle. Die Crew besteht immer aus acht bis zehn Ehrenamtlern: ein Kapitän, ein Maschinist, ein Arzt und eben diese Allrounder, die für die Mission so wichtig sind. „Den ersten Tag auf See hat das Schiff ordentlich geschaukelt. Da bin ich richtig seekrank geworden“, sagt van Marle.

Er weiß aber, dass das nichts im Vergleich zu dem erschreckenden Zustand der Flüchtlinge ist. Sie haben weder zu Trinken noch zu Essen. Auch hochschwangere Frauen und Kinder befinden sich auf den notdürftig präparierten Booten, die von der libyschen Küste aus starten. „Schlepper verlangen für eine Überfahrt 500 bis 1000 US-Dollar in den Schlauchbooten, weitaus mehr in den vermeintlich sicheren Holzbooten“, berichtet der Wiesbadener. „Die Menschen arbeiten teilweise mehrere Jahre daraufhin, um sich die Flucht zu finanzieren. Die Männer auf Baustellen, manche Frauen sogar als Sexarbeiterinnen.“

Motoren werden geklaut

Für die Überfahrt verkaufen die Schlepper Schwimmwesten für 50 US-Dollar, die ihren Namen nicht verdient haben. „Da bekommt man in Deutschland für sieben Euro gebrauchte professionelle Westen“, weiß van Marle. Wer sich aufgrund der schlechten Bedingungen doch spontan gegen die Flucht entscheide, werde von den Schleppern kaltblütig erschossen. Keine Zeugen, keine Gefahr für die Kriminellen.

Zu allem Übel machen einige Schleuser Jagd auf die Motoren der Schlauchboote, um sie wieder zu verwenden. „Die manövrierunfähigen Boote driften dann im schlimmsten Fall wieder zurück an die libysche Küste“, erzählt van Marle. Zurück in die Hände der Schlepper. Und der Albtraum beginnt von vorne.

Foto: Bente Stachowske
Foto: Bente Stachowske
Foto: Bente Stachowske

Wenn auch selten, erlebte der Wiesbadener einige kuriose Momente bei den insgesamt acht Rettungsaktionen im Laufe der Mission: „Als einer der Flüchtlinge mitbekommen hat, dass wir aus Deutschland kommen, stand er im Boot auf und fing zwischen allen Flüchtlingen an, die deutsche Hymne zu singen. Ich weiß bis heute nicht, woher er den Text und die Melodie kannte.“

Hinter van Marle liegen zwei sehr intensive Wochen. Er ist mittlerweile wieder zurück im Westend. Freunde und Verwandte sind froh, dass ihm bei dem lebensgefährlichen Einsatz nichts passiert ist. Eine Sache steht für Marco van Marle aber jetzt schon fest: „Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!“

Text: Markus Grendel
Fotos: Bente Stachowske

Lesen Sie auch: „Wir leisten den Schleppern keine Hilfe!“ – Leitlinien der „Sea-Eye„

Die Fotografin

Flüchtlingsretter Marco von Marle: „Wir leisten den Schleppern keine Hilfe“ – Leitlinien der Hilfsorganisation „Sea-Eye“

24. Juli 2017 · admin

Neue Aufgabe: Ein 26 Meter langer ehemaliger Fischkutter (Sea-Eye) liest in Seenot geratene Flüchtlinge auf. Foto: Bente Stachowske

Neue Aufgabe: Ein 26 Meter langer ehemaliger Fischkutter (Sea-Eye) liest in Seenot geratene Flüchtlinge auf. Foto: Bente Stachowske

• Momentan haben freiwillige Helfer im Mittelmeer mit einem Vorwurf zu kämpfen: Italien und die EU kritisieren, dass die Organisationen mit ihrer Hilfe den kriminellen Schlepperbanden aktive Unterstützung bei der Überfahrt leisten. Doch Westendler Marco van Marle, der zwei Wochen lang mit Sea-Eye vor der libyschen Küste unterwegs war, widerspricht energisch: „Wir leisten den Schleppern auf keinen Fall Hilfe.“ Die Flüchtlinge gingen davon aus, dass schnelle Hilfe auf sie warte, so die Unterstellung. „Die Flüchtlinge, mit denen ich gesprochen habe, wissen nicht, dass wir im Mittelmeer unterwegs sind“, sagt der Wiesbadener (siehe auch Reportage).

• „Sea-Eye“ hat sich folgende Richtlinien auf die Fahne geschrieben: „Die Organisation sucht nach Schiffbrüchigen und Ertrinkenden vor der libyschen Küste und leistet Erste Hilfe. Die Organisation versorgt die Flüchtenden mit Schwimmwesten und Wasser beziehungsweise nimmt Verletzte an Bord. ‚Sea-Eye‘ informiert andere Institutionen und bitte um Hilfe. Die Seenotleitzentrale der italienischen Küstenwache in Rom (MRCC) zum Beispiel schickt Schiffe, welche die Flüchtenden übernehmen. ‚Sea-Eye‘ handelt ausschließlich aufgrund internationaler Gesetze und Vereinbarungen. ‚Sea-Eye‘ transportiert keine Flüchtenden und leistet keine Fluchthilfe. Die Schiffe fahren nicht in die libysche Hoheitszone, sondern befinden sich nur in internationalen Gewässern. ‚Sea-Eye‘ arbeitet nicht (weder direkt noch indirekt) mit Schleusern zusammen.“

• Initiator und Vorsitzender von „Sea-Eye“ mit Sitz in Regensburg ist Michael Buschheuer, der dem Elend im Mittelmeer nicht mehr länger zusehen wollte. An Bord der Rettungsschiffe sind über das Jahr verteilt 100 ausschließlich ehrenamtliche Helfer. Finanziert wird die Organisation laut eigenen Angaben überwiegend mit Hilfe von Spenden. Seit dem Jahr 2015 sind zwischen Italien und der libyschen Küste über ein Dutzend Schiffe von verschiedenen Hilfsorganisationen unterwegs. Das Schiff „Sea-Eye“ und das Schwesterschiff „Seefuchs“ sind zwei davon, die zur Organisation „Sea-Eye“ gehören.

• Homepage: www.sea-eye.org

Text: Markus Grendel
Foto: Bente Stachowske

Drei Fans und ihre Leidenschaft für die Weltmeisterschaft – Mit Spielplan

18. Juni 2014 · rmd_admin

Die weltweit größte Fußballparty ist in vollem Gange: Die Weltmeisterschaft in Brasilien lässt seit dem 12. Juni wieder die Herzen höher schlagen. Auch im Westend, wo rund 17.000 Menschen aus über 100 Ländern leben, ist das WM-Fieber ausgebrochen. Fahnen, Fanzubehör, Panini-Bilder und Tipp-Pläne, wohin das Auge auch blickt.

Wir haben drei leidenschaftliche Fans aus dem Westend herausgepickt und uns mit ihnen über die WM unterhalten: Was ihnen die Fußballweltmeisterschaft bedeutet, welche Rituale für sie beim WM-Gucken ein Muss sind und welchen Weltmeister-Tipp sie haben, erfahren Sie hier. (WM-Spielplan als Pdf herunterladen)

Der sechsjährige Tarek im Trikot der deutschen Nationalelf.

Der sechsjährige Tarek im Trikot der deutschen Nationalelf.

Tarek: Der Marco Reus des Viertels

Einmal im deutschen Trikot bei einer Fußball-Weltmeisterschaft selbst mitspielen – für seinen Traum übt der Westendler Tarek schon fleißig auf dem Blücherplatz. Der Sechsjährige ist schon gespannt auf die WM und die Weltstars, die er in seinem Sammelalbum mit Klebebildern verewigt. „Ich werde mir alle Spiele anschauen“, sagt Tarek voller Vorfreude. Dass die Spiele teilweise um 0 Uhr deutscher Zeit beginnen, sei kein Problem. „Ich darf bestimmt aufbleiben!“

Sein neues Trikot der deutschen Elf wird der Stürmer und Kapitän von DJKSchwarz-Weiß Wiesbaden dabei bestimmt nicht abstreifen. „Wir belohnen unseren fußballverrückten Sohn, wenn er ein Tor schießt. Und zur WM hat er sich ein Trikot vonMarco Reus gewünscht“, erzählt sein Vater Hussein, der aus Marokko stammt. Die Mutter hat sudanesische Wurzeln. „Wir werden die Spiele zusammen gucken. Ich bin für Deutschland und Spanien“, sagt Hussein. Der kleine Tarek feuert Deutschland und Brasilien an – eines der beiden Länder werde auch Weltmeister, meint er. Tarek trägt die Frisur und Schuhe des brasilianischen Superstars Neymar. „Der kann so coole Tricks und einen Fallrückzieher. Das mache ich auch selbst!“, sagt Tarek.

Bei der WM will er sich die Tricks von Neymar und dem Portugiesen Ronaldo abgucken – um seine Mitspieler auf dem Blücherplatz noch schneller abzuhängen.  Wenn es die Deutschen dieses Mal nicht schaffen (Marco Reus musste die WM wegen einer Verletzung absagen), müssen sie sich für die Zukunft keine Sorgen machen: Ein neuer Reus mit Neymar-Frisur und Ronaldo-Tricks wächst im Westend heran…

Natalia Steinhebel fiebert für Argentinien.

Natalia Steinhebel fiebert für Argentinien.

Natalia Steinhebel: Der „Cabala“ spielt immer mit

Keine Weltmeisterschaft ohne gewisse Rituale – das steht für Natalia Steinhebel fest. „Für Argentinier darf nach dem ersten Spiel nichts verändert werden: Man schaut die Begegnungen immer am gleichen Ort, auf demselben Sitz und hat immer das Gleiche an – das Trikot wird erst nach der WM wieder gewaschen“, erzählt die 32-Jährige. Der „cabala“, der Aberglaube, spiele eine große Rolle in Argentinien. „Außerdem wird sehr viel geflucht“, ergänzt sie lachend.

Seit zwei Jahren wohnt Natalia Steinhebel im Westend, nachdem sie wieder aus Argentinien zurückgekommen ist. Die persönliche Assistentin bei einer Trainings- und Beratungsfirma für Führungskräfte ist inWiesbaden geboren, hat aber zwischenzeitlich 14 Jahre in Buenos Aires, im Herkunftsland ihrer Eltern gelebt. Die Leidenschaft für die Fußball-WM entdeckte sie in Südamerika für sich. „Wenn Deutschland gegen Argentinien spielt, ist es besonders schwierig für mich“, sagt Natalia, die sich als Argentinierin und Deutsche bezeichnet. Als die Argentinier bei einer WM gegen die Deutschen verloren, „nannten sie mich in Buenos Aires immer ‚Sos yeta‘ – die Unglücksbringerin“, erzählt sie. „Nachdem Argentinien raus war, habe ich die deutschen Spiele dann allein geguckt.“

Bei der jetzigen WM hat sie vor, so viele Spiele wie möglich zu schauen. „Gemeinsam mit meiner Tante werden wir uns dann um die Wette aufregen.“ Natalia wünscht Argentinien den Pokal, auch wenn Brasilien die größten Chancen habe. Was macht sie, wenn Argentinien im Land des Erzrivalen den Titel holt? „Dann werde ich im Restaurant Sombrero Latino gemeinsam mit allen anderen Argentiniern ausflippen!“

Antonio Ceci feuert die Squadra Azzura an.

Antonio Ceci feuert die Squadra Azzura an.

Antonio Ceci: Ein typischer Tifoso eben

Antonio Ceci ist ein echter „Tifoso“, wie Fußball-Fans aus Italien genannt werden:  Wochen vorher haben bei dem 42-Jährigen die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft begonnen. „Das Wohnzimmer ist schon längst in den italienischen Farben geschmückt: mit Flaggen, Schals, Pappsternen oder Hula-Hula am Kronleuchter.“ Er brauche etwas Stadionatmosphäre, wenn er mit seinen drei Kindern bei der WM mitfiebert. „Ich will, dass wir den Pott holen! Auch wenn Brasilien der Favorit ist.“Dass die Kinder für Italia sind, mache der deutschen Mama nichts aus. „Ich habe daran gearbeitet, dass sie  Italien-Fans werden“, sagt Ceci lachend.

Am liebsten schaut er sich die Spiele zuhause an. „Ich brauche meine Ruhe, bin angespannt. Umso näher ein Spiel rückt, desto feuchter werden meine Hände“, erzählt Ceci. „Fußball ist Liebe, Leidenschaft, ein Ventil, um Stress abzubauen. Es ist ein Teil meines Lebens, ich könnte nicht ohne Fußball“, sagt der Stürmer vom VfB Westend, der seit seiner Kindheit kickt.

Der Kronleuchter in italienischen Farben.

Der Kronleuchter in italienischen Farben.

Und die  WM ist etwas ganz Besonderes für Antonio Ceci. „Ich stehe  bei der Hymne auf und singe im Wohnzimmer natürlich mit.“ Wenn die Endphase der WM beginnt, schaut er sich auch mal mit Freunden gemeinsam außer Haus die Partien an. Bei einem Sieg geht‘s dann zum Autokorso – „traditionell vom Sedanplatz aus“. Natürlich mit Fankleidung, die er bei jedem Spiel trägt: Fahne um den Hals, Hut, Trillerpfeife und sein Italia-Trikot – „das wurde seit dem WM-Finalsieg 2006 in Deutschland nicht mehr gewaschen“, sagt Ceci. Ein echter Tifoso eben.

Hier können Sie die WM im Westend gucken:

Finale, Emser Straße 4: Alle Spiele werden gezeigt. Im Innenbereich 80 Plätze,  eine Leinwand sowie ein Fernseher. Im Außenbereich 90 Plätze, zwei Fernseher. WM-Tipp:Deutschland wird Weltmeister.

Harrison‘s Pub, am Sedanplatz: Alle Spiele werden gezeigt. Leinwand 2×2 Meter und ein Fernseher. 20 Sitzplätze innen und 10 draußen, 25 Stehplätze. WM-Tipp:Deutschland.

Das Lokal, Seerobenstraße 2: Alle Spiele werden gezeigt. Leinwand und Fernseher. Innen 45 Sitzplätze/15 Stehplätze, ca. 60 Plätze auf der Terrasse. WM-Tipp: Deutschland.

(Quelle Lokal, Harrison‘s Pub: www.sensor-wiesbaden.de)

Texte: Erdal Aslan

Fotos: Erdal Aslan, escova-Fotolia.com

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