So hatte sich Samra Deutschland nicht vorgestellt. „Wo bin ich hier nur gelandet?“, dachte die gebürtige Bosnierin, als sie vor knapp einem Jahr das erste Mal durch das Westend lief. Um wieder ein gemeinsames Leben mit ihrem Mann Damir, der seit 2014 für eine bosnische Firma in Deutschland arbeitet, führen zu können, zogen Mutter und Tochter nach Wiesbaden. Viel Einfluss auf die Wohnungssuche hatten die Sadibasics nicht: Diese wurde vom Arbeitgeber des Familienvaters ausgewählt. Umso überraschter waren sie von dem multikulturellen Publikum im Westend.
Rezepte: Samra Sadibasic präsentiert ihre Lieblingsgerichte aus Bosnien
Sirnica und Burek – Pita mit Käse- oder Fleischfüllung:
Vor- und Zubereitungszeit:
drei Stunden (Der Teig muss zwei Stunden ruhen)
Zutaten für eine Portion:
Teig: 500g Mehl, 260ml Wasser, 1 EL Salz,
4 EL Sonnenblumenöl;
Käse-Füllung / Fleisch-Füllung:
400g Frischkäse oder Hüttenkäse, 150g Schmand, 3 Eier; oder 500g Gehacktes vom Rind,3 Zwiebeln, Salz nach Belieben,
Mehl für die Arbeitsplatte, Öl zum Bestreichen
Zubereitung:
Das Mehl mit Wasser und Salz vermengen. Den Teig so lange kneten, bis kleine Bläschen zu sehen sind. Anschließend den Teig zwei Stunden ruhen lassen. In der Zwischenzeit kann die Füllung vorbereitet werden. Dazu die jeweiligen Zutaten zu einer Masse verrühren und nach Belieben salzen.
Nach zwei Stunden den Teig mit Öl bestreichen und so dünn wie möglich ausrollen. Anschließend die Füllung gleichmäßig auf dem Blätterteig verteilen und den Teig einrollen. Danach für 20 Minuten bei 240 Grad Umluft auf mittlerer Schiene im Backofen gebacken.
„Bosanski lonac“ – bosnischer Kochtopf
Vor- und Zubereitungszeit:
circa vier Stunden
Zutaten für 4 Personen:
1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 1 Karotte,
1 Sträußchen Petersilie, 500g Kalb- oder Rindfleisch, 1 Kohlkopf, 3 bis 4 Kartoffeln, Salz, Pfeffer, Gewürze;
Zubereitung:
Die Zwiebel, Fleisch und Karotte in Stücke schneiden und in einen Topf geben. Knoblauch und Petersilie dazugeben. Das Ganze mit Wasser aufgießen und leicht andünsten. Danach den Kohlkopf und die Kartoffeln klein schneiden und ebenfalls in den Topf geben. Alles nach Belieben würzen und aufkochen bis das Fleisch durch und das Gemüse weich ist.
Bosnische Süßspeise „Hurmašice“
Vor- und Zubereitungszeit:
circa eineinhalb Stunden
Zutaten für 6 Personen:
„Hurmašice“:
500g Mehl, 2 Eier, 2-3 Löffel Joghurt,
100 ml Öl, 50g Zucker, 125g Butter,
1 Päckchen Backpulver, 80g Walnüsse;
Sirup:
2 Tassen Zucker / ca. 600g Zucker,
2 Tassen Wasser / ca. 900ml Wasser,
Saft einer Zitrone ,
1 Päckchen Vanillezucker;
Zubereitung:
Zucker und Butter mit dem Handrührgerät verrühren. Dann Eier, Joghurt, Backpulver und Mehl unterrühren. Backofen auf 180 Grad bei Ober- Unterhitze vorheizen. Aus dem Teig kleine ovale Küchlein formen und auf ein Backblech setzen. Jeweils eine halbe Nuss in jedes Hurmašice hineindrücken. Die Kekse ca. 30 Minuten backen lassen. In der Zwischenzeit kann der Sirup angerührt werden. Dazu Zucker, Wasser, Zitronensaft und Vanillezucker zusammen 10 bis 15 Minuten aufkochen lassen. Die noch warmen „Hurmašice“ mit dem Sirup tränken und anschließen kaltstellen.
Guten Appetit!
Alltag mit Kopftuch, Leerstand im Viertel und „Lokal“-Aus: April-Ausgabe als PDF herunterladen – Mensch!Westend 2018
HIER KLICKEN, UM EINE PDF-VERSION DER APRIL-AUSGABE HERUNTERZULADEN.
Inhalt: Selma, Ouarda und Melek sind drei Wiesbadener Musliminnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eines haben die drei Frauen gemeinsam: Sie werden alltäglich wegen ihres Kopftuchs diskriminiert. Als deutsche Staatsbürgerinnen wollen sie als Teil von Deutschland akzeptiert werden. In der Titelgeschichte der neuen Ausgabe berichten sie von ihren Erfahrungen.

Die Titelseite der April-Ausgabe 2018.
Kochrezept: Xinxin Qin präsentiert chinesisches Gericht „San Bei Ji“ – Hühnchen trifft Ingwer und Chili

Xinxin Qin präsentiert das chinesische Gericht „San Bei Ji“.
Zeitbedarf: 20 Minuten (Vorbereitung),
15 Minuten (Zubereitung)
Zutaten für 2 Personen:
2 Hühnerschenkel
1 Bund Basilikum
Knoblauch (davon 5 Zehen)
Ingwer (davon 3 Scheiben)
1 Frühlingszwiebel
250g Kräuter-Seitlinge
2 TL Zucker
½ TL Salz
2 mittelgroße Chilischoten (rot)
4 EL Sesamöl
4 EL Reiswein
4 EL Sojasoße (hell)
Zubereitung:
Die Hühnerschenkel mit einem scharfen Messer öffnen und die Knochen vorsichtig entfernen. Das Fleisch waschen und in Küchenpapier abtrocknen. Die trockenen Fleischstücke beidseitig leicht salzen und auf einem Teller zur Seite legen.
Vom Knoblauch fünf Zehen mit einem schweren Messer anschlagen, sodass die Zehe aufplatzt. Die Zehen jedoch nicht zerquetschen. Wer kein schweres Messer hat, kann die Zehe auch mit einem leichten Messer andrücken. Vom Ingwer fünf Scheiben von circa 2 mm Größe schneiden. Die Frühlingszwiebel in daumenlange Stücke schneiden. Die Seitlinge waschen und nach Belieben in circa 4 cm große Stücke schneiden. Das Basilikum waschen und ungeschnitten zur Seite legen. Die Chilischoten in Streifen schneiden.
Die geöffneten Hühnerbeine in einer Pfanne ohne Öl beidseitig kurz anbraten, dabei zuerst die Haut, damit das natürliche Fett austreten kann, dann wenden. Die Pfanne nicht zu stark erhitzen, damit das Fleisch nicht anbrennt. Das Hühnerfleisch nicht durchgaren, weil es noch mit den Zutaten weiter zubereitet wird. Wenn das Fleisch beidseitig bräunlich aussieht, vorsichtig aus der Pfanne heben und auf einer Unterlage in mundgroße Stücke schneiden und wieder zur Seite legen.
Der Zucker darf nicht verbrennen
Auf mittlerer Hitze das Sesamöl erhitzen, dann die Ingwerscheiben, Frühlingszwiebel und den Knoblauch in die Pfanne geben, anbraten, bis die Zutaten leicht anbräunen. Dann zwei TL Zucker nach und nach hinzugeben und dabei gut untermengen, damit der Zucker nicht verbrennt, bis er sich aufgelöst hat. Dann das Hühnerfleisch hinzugeben und auf großer Hitze braten. Beim Umrühren erst die Sojasoße und dann den Reiswein unterheben und unter geschlossenem Deckel drei Minuten köcheln lassen.
Wenn das Gericht eine bräunliche Farbe erhalten hat, die gestückelten Pilze und die Chilistreifen zugeben, weiter köcheln lassen, bis die Pilze gar sind. Zuletzt das Basilikum zugeben und auf hoher Hitze kurz durchbraten. Das fertige Gericht in einer kleinen Schüssel oder einem tiefen Teller anrichten.
„Man man chi!“ (chinesischer Essensgruß: „Essen Sie langsam!“) und guten Appetit!

„San Bei Ji“
Lesen Sie auch: Die Geschichte der Familie Qin-zur Mühlen.
Foto: Erdal Aslan
Pasta e Ceci (Pasta mit Kichererbsen) – Cornelia Pasquino präsentiert italienisches Kochrezept
Zubereitungszeit:

Cornelia Pasquino präsentiert „Pasta e Ceci“.
Etwa 1,5 Stunden (ohne Einweichzeit)
Zutaten für 4 bis 6 Personen:
200 Gramm Kichererbsen
Ein Bund Suppengrün
Eine Zwiebel
2 bis 3 Knoblauchzehen
Passierte Tomaten (ca. 200 ml)
3 bis 4 mittelgroße Kartoffeln
200 Gramm Ditalini (Suppennudeln)
Parmesan
Olivenöl
Zubereitung:
Die Kichererbsen am Vorabend einweichen (mindestens 12 Stunden, je länger desto besser). Zwiebeln und Knoblauch kurz in Olivenöl anbraten, dann Kichererbsen und passierte Tomaten hinzufügen und vermengen.
Kurz danach das Suppengrün hinzufügen und vermengen. Circa 1 Liter Wasser hinzufügen und mindestens eine Stunde köcheln lassen, bis die Kichererbsen halb-weich sind. Mit Salz und Pfeffer würzen. Dann Kartoffeln in Würfel schneiden, hinzufügen und köcheln lassen, bis Kartoffeln und Kichererbsen ganz gar sind.
Parallel die Ditalini kochen. Zum Eintopf hinzufügen und vermengen.
In einer Suppenschüssel mit Parmesan und einem Schuss Olivenöl servieren.
Buon Appetito!
Sofa gesucht, Liebe gefunden – Zuhause im Westend: Karim Kaiss und Nadja Burdack
Karim Kaiss wollte vor acht Jahren bei Ikea nur ein Sofa für seine Wohnung kaufen. Eigentlich. Denn er fand viel mehr: „Ich habe diese Frau gesehen und wollte sie direkt kennenlernen. Da habe ich mich getraut und sie einfach angesprochen.“ Mit „dieser Frau“ meint er Nadja Burdack, die als Designerin im Möbelhaus arbeitet. Mittlerweile sagt sie lachend: „Er hat nicht locker gelassen, bis wir uns auf einen Wein getroffen haben. Und jetzt halte ich es schon länger mit ihm aus.“ Continue reading
Radgeschäft als Familienbetrieb: Fahrrad Klauss besteht seit dem Jahr 1907
Hinter der Theke hört man Bohrer und Hämmer arbeiten. Der Geruch von Gummi und Kettenöl liegt in der Luft. Und überall stehen Fahrräder. Der Zweiradfreund wird sich in Harald Jeskes Geschäft wie zuhause fühlen. „Fahrrad Klauss“ steht seit dem Jahr 1907 über der Tür der Bleichstraße 13 und ist eines der ältesten Fahrradgeschäfte Hessens. Es wurde 1907 von Traugott Klauss gegründet, ging von ihr an die Tochter Helga und deren Mann Gerhard Huth, die „Fahrrad Klauss“ 1965 übernahmen. Die Ehe wurde zu Beginn der Neunzigerjahre geschieden, aber Inhaber Huth ließ das bekannte „Klauss“-Schild über der Tür hängen und lockte damit weiterhin Kunden ins Traditionsgeschäft. Continue reading
Flucht in den Frieden: Familie Karo ist vor zwei Jahren aus Syrien geflüchtet
Chamoun Karo sitzt auf dem Balkon und zieht langsam, fast in Zeitlupe, an seiner Zigarette. Der 61-Jährige genießt die Ruhe an diesem warmen Herbstabend, nur vereinzelt ist das entfernte Vorbeirauschen von Autos zu hören. „Hier ist es friedlich. Hier fühlen wir uns sicher“, sagt er leise. Mehrmals wiederholt er diese zwei Sätze auf Arabisch, ein Freund der Familie übersetzt. Chamoun Karo weiß den Frieden zu schätzen, weil er den Krieg kennt. Vor über zwei Jahren ist der sechsfache Vater aus Angst um das Leben seiner Familie gemeinsam mit seiner Frau Gahda und den Kindern aus Syrien geflohen. Heute leben sie im Westend.
Familie Quaresma aus Portugal: Haus am Meer gegen sichere Zukunft getauscht
„Der Süden Portugals ist wie das Paradies“, schwärmt Pedro Quaresma von seiner Heimat. In der Nähe von Faro hatte er mit seiner Frau und den zwei Töchtern ein großes Haus, drei Hunde und zwei Katzen. Der Strand war nahe. Doch die Wirtschaftskrise kam wie eine dunkle Gewitterwolke: Viele Freunde verloren ihren Job, „im Durchschnitt verdient ein Portugiese nicht mehr als 2,80 Euro pro Stunde“, weiß Pedro, der Manager eines Möbelhauses war. So begann Familie Quaresma, von einem sichereren Leben in Deutschland zu träumen: „Ich wünsche mir, dass meine Töchter studieren können und einen guten Job bekommen“, sagt der 38-Jährige, der inzwischen dreifacher Vater ist. Das jüngste Familienmitglied ist die sechs Monate alte Matilde: „Sie ist in Deutschland geboren, sie ist Deutsche“, sagt ihre neunjährige Schwester Mariana.
Das Leben in Deutschland begann für Familie Petrov aus Bulgarien auf der Straße
Keine zehn Tage waren vergangen, seit die Familie Petrov aus Bulgarien nach Deutschland ausgewandert war – und schon landete sie auf der Straße. „Ein Verwandter, der hier wohnt, hatte uns vor einem Jahr überzeugt nach Deutschland zu kommen. Wir haben alles verkauft und sind zu ihm gezogen“, erzählt Petar Petrov in der heutigen Wohnung im Westend. „Auch eine Arbeitsstelle als Bauarbeiter hatte er mir besorgt.“

Nach anfänglichen Schwierigkeiten in Deutschland fühlt sich die Familie Petrov mittlerweile wohl im Westend (von links): Ivan, Petar, Mariyana, Niki, Kolio und Gina (Eltern von Mariyana, die zu Besuch sind) und Valia, Petars Mutter.
Doch als der 32-Jährige sich weigerte, seinen Lohn komplett an den Verwandten zu geben, wurde die Familie schlagartig aus der Wohnung geschmissen – mit ihren drei und elf Jahre alten Söhnen. „Es war 0 Uhr nachts. Wir wussten nicht wohin. Schließlich haben wir im Park am Hauptbahnhof übernachtet“, erzählt Petars Frau Mariyana (32). Eine weitere Nacht schliefen sie auf dem Gelände einer Tankstelle. „Dort hat uns ein Türke entdeckt und angeboten, die Nacht in einem Lager zu verbringen“, sagt Petar. Am nächsten Tag mussten sie auch da aber raus. Dann trafen sie auf einen Griechen, der ihnen den Tipp gab, sich an die Diakonie zu wenden. Continue reading