Wir wollten in der Umfrage des Monats wissen, ob die Menschen Vertrauen in die Politik haben.
Yavuz Es, 43 Jahre, Gastronom, kurdische Herkunft: „Ich habe kein vollständiges Vertrauen in die Politik. Wir können wählen, aber trotzdem hat man das Gefühl, dass sich nichts ändert. Früher war das besser, früher wurden mehr von den Wahlversprechen umgesetzt. Sie sollten sich intensiv mit der Flüchtlingspolitik befassen, ich denke, das würde schon viel verbessern. Es wäre sehr wichtig, dass es sichere Arbeitsplätze für alle gäbe und dass die Mieten nicht weiter so ansteigen. Meine Familie wünscht sich sichere Straßen, ich würde meine Kinder nie alleine hier am Quartiersplatz spielen lassen. Ständig kommt es hier zu Gewalt und die Polizei kann das nicht verhindern.“
Zeynep Vural, 23 Jahre, Studentin, türkische Herkunft: „Nein, ich habe kein Vertrauen. Meiner Meinung nach wird sehr viel Wichtiges politisch unter den Teppich gekehrt, damit die Allgemeinheit davon nichts mitbekommt. Ich wünsche mir mehr politische Offenheit und Kommunikation. Die Politik stellt heutige Umstände, wie die deutsche multikulturelle Gesellschaft, als Problem dar, vergisst dabei aber, dass diese Menschen ein wichtiger Teil ihrer ökonomischen Geschichte sind. Das alle aufeinander angewiesen waren und sind. Manche Parteien stellen Einwanderung als ein Problem dar, dass es aber so undifferenziert gar nicht ist. Außerdem würde ich mir bessere Möglichkeiten der Studienfinanzierung für alle wünschen.“
Abdul Kahn, 17 Jahre, Schüler, gambische Herkunft: „Ich vertraue nicht wirklich in die Politik. Es gibt so viele Themen, die wichtig sind und ich wünschte, dass die Politik sich damit befassen würde. Es gibt zu viele politische Spiele, dabei gehen die Belange der Gesellschaft unter. Ich möchte später selber Politiker werden, um eine Revolution herbeizuführen, die wirklich mal eine Veränderung zum Wohle der Menschen bedeutet. Das ist mein Traum für die Zukunft. Das politische System in Deutschland ist sehr verwoben. Alle Politiker behaupten, sie seien für die Menschen da, aber in Wahrheit arbeiten sie nur für das System. Einmal gewählt, setzen sie sich nicht mehr für das Wohl der Gesellschaft ein, sondern verfolgen eigennützig ihre Ziele.“
Taline König, 17 Jahre, Auszubildende, deutsche Herkunft: „Nein, ich habe kein Vertrauen in die Politik. Weil hier echt krasse Dinge passieren, gerade hier am Platz der Deutschen Einheit. Alleine die Aktion mit der Erdogan-Statue zur Biennale hier im Westend hat gezeigt, dass es politisch wichtig gewesen wäre, diese Provokation zu entschärfen. Ich fand es sehr naiv, diese Statue aufzustellen – es hätte statt Erdogan auch Merkel sein können –, und nicht zu erwarten, dass es als Provokation angesehen wird, die heftige Reaktionen hervorruft. Ich fand das ekelhaft. Ich fände es besser, wenn sich die Politik wieder mit realen Lebenswelten auseinandersetzten würde und nicht aus ihrem Elfenbeinturm heraus regiert.“
Umfrage & Fotos: Louisa Annabell Gröger
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