Von Erdal Aslan
Rund 30 Wiesbadener Bürger haben am Samstagnachmittag Müll am Quartiersplatz weggeräumt. Zu der Aktion hatte am Freitag spontan die Facebook-Gruppe „Lust auf Wiesbaden“ aufgerufen, nachdem zahlreiche Mitglieder heftig darüber diskutiert hatten, wie verkommen die Freizeitfläche am Platz der Deutschen Einheit sei. „Meckern kann jeder, aber hier packen wir auch mal zusammen an“, sagt Diana Kunz, die gemeinsam mit ihren vier Kindern an der 45-minütigen Aktion teilnimmt. „Vielleicht sehen das auch die Verursacher und es bewirkt etwas Positives.“

Gemeinsam mit der Familie: Wiesbadenerin Diana Kunz und ihre Kinder helfen, den Quartiersplatz zu säubern.
Ausgerüstet mit Handschuhen, Mülltüten und zum Teil auch mit einem Kehrbesen sammeln die Menschen verteilt über den Platz Abfall auf. Sie finden vor allem Bierdeckel, Glasscherben und sehr viele Zigarettenstummel. „Es ist unglaublich, wie viele Glasscherben in dem Bachlauf liegen“, sagt Akin Özcan von der muslimischen Gemeinde „Islam Info Service“ in der Bertramstraße. Durch den Bachlauf fließt seit Wochen auch kein Wasser mehr, weil er verstopft ist – laut Umweltamt wegen Mülls. Akin Özcan hat erst am Samstagmorgen von der Aktion erfahren und ist spontan mit seinen zwei Söhnen, 6 und 12 Jahre alt, vorbeigekommen. „Das ist ja quasi vor unserer Haustür. Wir Muslime sehen uns als Teil dieser Gesellschaft, deshalb wollen wir auch hier mithelfen.“ Ein „Wiesbadener Mädel“, wie sie selbst sagt, ist aus Niedernhausen zum Platz gekommen, weil es „Ehrensache“ sei, mitanzupacken. Sie regt sich über die Hundehaufen auf: „Ich bin selbst Hundebesitzerin und kann nicht nachvollziehen, warum die Halter die Hinterlassenschaften ihrer Hunde nicht wegräumen.“
Kritik an der Aktion
Als die Aktion bekannt gemacht wurde in der Facebook-Gruppe, haben einige kritisiert, dass dies nur kurzzeitig etwas bringen werde, weil der Platz am nächsten Tag genauso verdreckt sein werde. „Jede kleine Aktion hilft, die Leute sind schnell am Meckern, jetzt tun wir mal aktiv etwas dagegen“, sagt ein Teilnehmer. Andreas Rolle, Administrator von „Lust auf Wiesbaden“, sieht es ähnlich: „Nur in den sozialen Netzwerken darüber zu sprechen hilft nicht. Jetzt sind wir mal vor Ort und sehen, wie es hier wirklich aussieht und können uns ein besseres Bild über die Situation verschaffen.“
Torsten Hornung, früherer Oberbürgermeister-Kandidat, hebt gerade Zigarettenstummel Nummer 340 auf – er hat sie mitgezählt: „Bis 500 mache ich weiter.“ Hornung erhofft sich durch solche Aktionen, dass sich nachhaltig etwas in der Gesellschaft verändert – wie klein diese Veränderung auch sein mag. Er habe daher schon selbst privat einige ähnliche Aktionen – wie etwa am Mauritiusplatz – durchgeführt. „Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass die Kinder und Jugendlichen, die hier mitmachen, in Zukunft aufmerksamer mit ihrem Umfeld umgehen werden“, sagt er.
Lollis zum Abschluss
Nachdem der Müll auf dem Quartiersplatz größtenteils weggeräumt ist, laufen einige, darunter auch Michaela Apel vom Ortsbeirat Westend, rüber zum Faulbrunnenplatz, um auch dort etwas aufzuräumen. Zum Abschluss gibt es als Dankeschön Lollis von Busfahrer Michael Beltz aus Biebrich, der bekannt dafür ist, diese normalerweise an seine Fahrgäste zu verschenken. „Es ist super, dass sich so viele an der Aktion an einem Samstag beteiligt haben. Für mich ein absoluter Erfolg.“
Text & Fotos: Erdal Aslan
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