Von Martina Meisl
„Laut Wörterbuch bedeutet ‚Jaleo‘ Lärm oder Radau“, erklärt Gaby Herzog und schmunzelt. Beim Flamenco, der aus der südspanischen Region Andalusien stammt, werden auch die Anfeuerungsrufe für die Tänzer so genannt. Und danach hat sie ihre Flamencoschule benannt. In diesem Jahr feiert „Jaleo“ 25-jähriges Bestehen.

Lebensfreude, Eleganz und Kraft – so beschreibt Gaby Herzog (vorne, Mitte) den Flamenco. Mit ihren Schülerinnen und Schülern tritt sie häufig in der Region auf wie hier im Bürgersaal des Georg-Buch-Hauses. Am 15. September feiert die Schule ihr Jubiläum im Bürgerhaus Kastel.
Eröffnet hat Gaby Herzog die Tanzschule zunächst in Taunusstein, wo es allerdings wegen der Lautstärke zu Differenzen mit den Nachbarn kam. Aufstampfen mit genagelten Absätzen mache eben doch etwas Radau, räumt sie ein. „Ich wurde gebeten zu gehen“, sagt sie und fügt hinzu: „Das war ein Glück – hier ist es viel besser.“ Das Hinterhaus in der Blücherstraße 20, das sie 1995 bezogen hat und inzwischen komplett belegt, ist zentral gelegen, mitten in einem lebendigen Viertel. „Eine Flamencoschule passt einfach perfekt ins Westend“, findet sie.
Viele Schüler aus dem Westend
Viele ihrer Schüler, vor allem die Mehrzahl der Kinder, kommen aus dem Stadtteil. Im Westend konnte die Schule wachsen. Seit etwa sieben Jahren hat sie zusätzlich eine Ballett- und Jazztanz-Abteilung, die in den vergangenen zwei Jahren geradezu explodiert sei. Die Flamenco- und Kastagnetten-Kurse leitet Gaby Herzog selbst, außerdem unterrichten mittlerweile zwei ihrer langjährigen Schülerinnen. Alle zwei Wochen werden die Kurse von einem Gitarristen mit Livemusik begleitet. Drei Ballett- und Jazztanz-Lehrerinnen komplettieren das Team.
- Gaby Herzog ist auch Kastagnetten-Konzertmeisterin – ein Titel, für den sie zehn Jahre lang studiert hat.
- Street Jazz: Seit etwa sieben Jahren hat „Jaleo“ zusätzlich eine Ballett- und Jazztanz-Abteilung, die in den vergangenen zwei Jahren geradezu explodiert sei.
„Flamenco ist ein Tanz voller Temperament und Emotionen, geprägt von Selbstbewusstsein, Lebensfreude, Eleganz und Kraft.“ Herzogs Leidenschaft für den Tanz wurde durch den Film „Carmen“ von Carlos Saura geweckt und hat sie seither nicht mehr losgelassen. „Man interpretiert keine Rolle, sondern drückt eigene Gefühle aus“, erklärt die Tanzlehrerin den besonderen Reiz. Für sie ist Flamenco vor allem eine Kunst, auch wenn es dabei durchaus einen sportlichen Aspekt gebe: „Die Fußtechnik in hohem Tempo ist sehr anspruchsvoll, die Fortgeschrittenenkurse sind daher schon eine Art Fitnesstraining.“ Bei den Choreografien bevorzuge sie einen Stil, bei dem sich Fußarbeit und tänzerische Elemente abwechselten. „Gerade der Kontrast ist interessant“, sagt die 54-Jährige. „Immer nur Stampfen ist ermüdend, auch für die Zuschauer.“
„Flamenco ein sehr männlicher Tanz“
Unter ihren rund 80 Schülern sind derzeit nur vier Männer und ein Junge, was sie sehr bedauert. „Dabei ist Flamenco ein sehr männlicher Tanz“, sagt Herzog, die auch ausgebildete Kastagnetten-Konzertmeisterin ist – ein Titel, für den sie zehn Jahre lang studiert hat und auf den sie sehr stolz ist. „Das ist meine Spezialität“, erklärt sie und demonstriert, was eine echte Könnerin aus den traditionellen Rhythmusinstrumenten herausholen kann. Scheinbar mühelos bringt sie die beiden Holzschalen mit präziser Fingerfertigkeit dazu, in einem komplizierten Rhythmus zu klackern.
Am 15. September wird das Jubiläum der Tanzschule mit einem großen Flamencoabend im Bürgerhaus in Kastel gefeiert. Ihre Schüler, die jüngsten sind sechs, die älteste 82 Jahre alt, fiebern dem Auftritt schon entgegen. Alle Flamencoklassen tanzen vor, darunter auch sehr erfahrene Tänzerinnen, die zum Teil schon seit mehr als 15 Jahren bei „Jaleo“ tanzen. Außerdem spielt ein Kastagnetten-Orchester – bestehend aus 27 Mitgliedern – ein mehrstimmiges Stück. „Ausschließlich für Kastagnetten. Wer das einmal gesehen und gehört hat, ist begeistert“, sagt Gaby Herzog und verspricht ein faszinierendes Erlebnis.
Jubiläumsfeier am 15.9.
Flamencoabend mit Livemusik am Samstag, 15. September, um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Kastel. Eintritt 10 Euro (Abendkasse 12 Euro), ermäßigt 5 Euro (Abendkasse 6 Euro).
Fotos: Carl Herzog
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