Von Erdal Aslan
Große Verwunderung am späten Abend im Wiesbadener Westend: Auf einmal steht Recep Tayyip Erdogan mitten auf dem Platz der Deutschen Einheit. Eine etwa vier Meter große goldene Statue des türkischen Staatspräsidenten ist am Montag am Quartiersplatz enthüllt worden, nicht weit entfernt vom 1. Polizeirevier. Teilweise unter Jubel einiger Anwesender. Die Statue ist eine Aktion des Kunstfestivals „Wiesbaden Biennale“, die dieses Jahr unter dem Motto „Bad News“ läuft und nicht selten auf Provokation setzt.
Und das ist den Organisatoren gelungen: Kurz nach der Enthüllung haben Menschen vielfach Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel in der Facebook-Gruppe „Lust auf Wiesbaden“, gepostet. Die Reaktionen reichen von Unverständnis über Wut bis Fassungslosigkeit: „Ist das Kunst oder kann das weg?“, „Muss doch ein schlechter Scherz sein?“, „Was für ein Schwachsinn“ oder „Das ist bestimmt fake! Kann mir nicht vorstellen, dass sowas genehmigt wird“, sind nur einige der Kommentare auf Facebook.
UPDATE: Statue darf bis zum 2. September bleiben
Es gab aber auch Erdogan-Anhänger, die die Gelegenheit nutzten und sich mit der Statue fotografieren ließen, um die Bilder dann wiederum in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Auf einem Video sind auch Polizeibeamte zu sehen, die vor der Statue stehen und genauso verblüfft wirken wie viele andere Wiesbadener.
Ein Türkischstämmiger, der sich gegenüber dieser Zeitung äußerte, aber nicht mit Namen genannt werden will, kann die Aktion nicht nachvollziehen: „Heute Abend sind furchtbare Dinge in Chemnitz passiert, umso unverständlicher ist es, dass gerade zu dieser Zeit so eine Aktion durchgeführt wird.“ In Chemnitz sind am Montag mehrere Tausend Rechtsextreme durch die Innenstadt gezogen, es gab auch Verletzte.
Die Stimmung auf dem Quartiersplatz sei zum Teil angespannt gewesen, meinte der Türkischstämmige. Ein Syrer habe gerufen: „Wegen diesem Mann ist meine Familie gestorben“. So eine Aktion vergifte die Stimmung in Wiesbaden, man müsse die Statue so schnell wie möglich entfernen.
Die Biennale-Organisatoren haben sich trotz Anfrage bisher noch nicht zu der Aktion geäußert.
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