Der islamische Fastenmonat Ramadan hat am 27. Mai begonnen und endet am 24. Juni. In dieser Zeit verzichten Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Speisen, Getränke, Rauchen und Geschlechtsverkehr. Da sich der Ramadan nach dem islamischen Mondkalender richtet, findet der Fastenmonat jährlich rund zehn Tage früher statt. Wir haben Westendler gefragt, was ihnen der Monat bedeutet und ob es schwerer fällt, im Sommer zu fasten.

Abdul Faraj
Abdul Faraj, 33, Angestellter bei „Palmengrill“, irakische Wurzeln:
„Natürlich ist es im Sommer anstrengender, vor allem für mich, denn ich stehe den ganzen Tag vor dem Hähnchengrill. Deshalb ist es vor allem der Durst, den ich bemerke. Denn neben der Hitze muss man sich ja auch mit den Gästen unterhalten. Einen Tag vor dem Ramadan habe ich drei Liter Wasser während der Arbeitszeit getrunken, am nächsten null. Und trotzdem, es ging, ich war selbst überrascht, was der Wille möglich macht. Das bringt mir der Ramadan jedes Jahr aufs Neue bei. Deshalb bin ich auch am Ende des Tages stolz. Ich faste trotz allem gerne und genieße die Geselligkeit am Abend, aber auch die innere Einkehr. Es ist auch nur ein Monat im ganzen Jahr. Darum sage ich: Ich faste, bis ich umkippe.“ (lacht)

Hafsa Makic
Hafsa Makic, 20, Studentin Hochschule Rhein-Main, bosnische Wurzeln:
„Da ich noch nicht so alt bin, kenne ich den Ramadan nur im Sommer. Ich merke während des Fastens keinen Unterschied zu anderen Tagen, das Fasten hindert mich an nichts. An das Nichtessen gewöhnt man sich sofort und der Durst ist total erträglich, auch wenn das für Außenstehende vielleicht schwer nachzuvollziehen ist. Ich habe auch keine Probleme beim Lernen an der Uni, im Gegenteil, ich lasse mich nicht davon ablenken, was ich als Nächstes essen oder trinken will, sondern kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Fastenmonat ist meine absolute Lieblingszeit, man besinnt sich auf die seelischen Bedürfnisse, beschäftigt sich mehr mit Gott – und Familie und Freunde kommen jeden Abend zusammen.“

Kaya Cankara
Kaya Cankara, 52, Garten- und Landschaftsbau, türkische Wurzeln:
„Ich faste seit 1991 jeden Ramadan. Auch wenn ich schwere körperliche Arbeit verrichte, kommt es für mich nicht infrage, das aufzugeben. Natürlich fällt es einem bei der Hitze manchmal schwerer, aber so ein physisches wie auch geistiges Fasten setzt Kräfte frei. Manchmal fragen mich meine Mitarbeiter, wie ich das aushalte. Ich achte sehr auf gesunde und ausgewogene Ernährung während den Stunden, in denen man nicht fastet. Mit geistiges Fasten meine ich, dass ich versuche, schlechte Gedanken fernzuhalten, und mehr darauf achte, was ich sage, wie ich mit Menschen umgehe, wo ich helfen kann. Daher begreife ich den Ramadan nicht als Last, sondern als Chance, ein besserer Mensch zu werden.“

Ayan Mohamed
Ayan Mohamed, 40, Mutter von drei Kindern, somalische Wurzeln:
„Im Sommer sind vielleicht die ersten drei Tage schwierig, sich umzugewöhnen. Aber ich mache es nicht vom Wetter abhängig, ob ich im Ramadan faste oder nicht. Das gehört für mich zu meiner religiösen Pflicht – und ich mache es wirklich gerne. Auch weil ich das Wissen über meinen Glauben in dieser Zeit vertiefe. Es ist für mich auch kein Problem, für meine Kinder zu kochen, während ich faste. Sie wollen ja auch unbedingt mitfasten, ich muss sie eher zurückhalten. Enthaltsam zu sein, sich zurückzunehmen, tut uns allen gut. Nur so können wir erkennen, wie es Menschen ergeht, die eben nichts zu essen und zu trinken haben.“
Umfrage & Fotos: Erdal Aslan
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