Selam Sirak und ihre Tochter Efrata freuen sich auf Weihnachten im Januar.
„Wir feiern im Januar“
„Wir kommen aus Äthiopien und unsere Familie ist christlich-orthodox, doch den Kindern zuliebe stellen auch wir zum 24. Dezember einen Tannenbaum auf und schmücken ihn zusammen. Der Weihnachtsmann bringt dann für die Kleinen Geschenke. Wir wollen nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlen, weil ihre Freunde vom Fest bei sich zu Hause erzählen. Dennoch wissen die Kinder, dass unsere orthodoxe Weihnacht am 7. Januar ist. An dem Tag gehen wir alle zusammen in die Kirche, danach gibt es immer ein Familienessen. Wir versuchen auch, unseren Kindern den orthodoxen Glauben näherzubringen, und lesen zum Beispiel gemeinsam die Kinderbibel.“
Selam Sirak, äthiopische Wurzeln
Die Feiertage nutzen

Die Familie von Hanim Kutluata kommt an den Feiertagen zusammen.
„Wir sind Muslime, deshalb hat Weihnachten für uns keine religiöse Bedeutung. Trotzdem genießen wir die schöne Atmosphäre, wenn wir durch die geschmückten und festlich beleuchteten Straßen spazieren gehen. Außerdem nutzen wir die Feiertage, um die Familie zu sehen. Da wir viele Verwandte in der Schweiz und in Frankreich haben, ist es eine gute Gelegenheit für uns, einfach zusammenzukommen, da die meisten in dieser Zeit frei haben. Meinem dreijährigen Sohn musste ich bisher nicht erklären, warum wir kein Weihnachten feiern, dafür ist er noch zu jung. Wenn er älter wird, werden wir über unsere Religion sprechen. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, in Zukunft etwas zu Hause zu schmücken, um dem Kleinen eine Freude zu machen.“
Hanim Kutluata, türkische Wurzeln

Familie Najem lässt kein Fest aus.
„Jesus, unser Prophet“
„Wir sind im Libanon geboren, kamen aber beide als Kinder nach Deutschland. Hier sind wir mit beiden Kulturen groß geworden. Obwohl wir muslimische Schiiten sind, feiern wir alle Feste, sowohl die muslimischen als auch die christlichen, wir sind für alles offen. Schließlich spielt Jesus als ein wichtiger Prophet auch in unserem Glauben eine Rolle. Mittlerweile macht auch die ganze Familie mit und die Kinder freuen sich am meisten. Die Geschenke bringt dann am 24. Dezember der Weihnachtsmann. Wir haben auch schon einen Tannenbaum aufgestellt und zu Hause alles feierlich geschmückt. Anders als die meisten Deutschen lassen wir den Baum aber bis Anfang Januar stehen.“
Familie Najem, libanesische Wurzeln
Geschenke zu Neujahr

Anna Novacova und ihr Sohn Alexander bekommen Besuch von Väterchen Frost.
„Bei uns steht zwar schon zum 24. Dezember der Tannenbaum zu Hause, doch die deutsche Weihnacht empfinden wir nicht als Fest. Wir feiern traditionell unsere orthodoxe Weihnachten am 7. Januar – mit alten Bräuchen. Zum Beispiel werden Weizenkörner im Haus verstreut, das soll Glück, Gesundheit und Wohlstand bringen. Dazu werden traditionelle Sprüche aufgesagt. Große Geschenke gibt es da nicht. Die bringt Väterchen Frost, an Neujahr. So kennen wir es aus unserer Kindheit und wir wollen auch, dass unsere Kinder sich darauf freuen. Deutsche Weihnachten kennt unser Sohn aus dem Kindergarten, aber er kann die Feste ganz gut auseinanderhalten.“
Anna Novacova, moldawische Wurzeln
Texte & Fotos: Liudmila Shkirtovskaya
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