Fußballinteressierte Westendler müssen keine Angst haben: Bei der „Freien Turnerschaft Wiesbaden“ kann man auch dann kicken, wenn man weder Salto noch Flickflack beherrscht. Als sich 1896 eine Gruppe von Arbeitern zusammensetzte, um einen nicht von den Traditionen des Wilhelminismus geprägten, sondern eben „freien“ Turnverein zu gründen, ging es allerdings tatsächlich noch um Reckaufschwung und Radwende. Seit 1912 gehört den „Freien“ das Gelände an der Lahnstraße, auf dem bis heute die Sportarten Tennis und Fußball ausgeübt werden.
Eigentum als Last
Während die Strukturen denen anderer Wiesbadener Vereine ähneln, sieht Fußball-Abteilungsleiter Ulrich Fritzsche durch das Eigentum des Vereinsgeländes erhebliche Nachteile: „Die Stadt kommt nicht für Strom und Wasser auf. Neben hohen Anliegergebühren, die von uns zu tragen sind, liegt auch die Platzpflege in unserer Hand.“ Umso beeindruckender erscheint da der fast durchweg in Eigenregie geleistete Umbau des alten Hartplatzes in einen schicken Granulat-Kunstrasen, der zur Einweihung 2007 seinesgleichen suchte. Bauingenieur Fritzsche, der damals die Bauleitung übernahm, weiß: „Neben den Geldern der Stadt hat kein Wiesbadener Verein für seinen Platzumbau eine derartig hohe Summe selbst zahlen müssen.“
Erfolgreiche Jugendarbeit
Doch der Mammut-Akt trägt seither seine Früchte: 14 offizielle Jugendmannschaften sind gemeldet. Die erste Herrenmannschaft hat sich nach dem Aufstieg 2013 in Wiesbadens höchster Spielklasse, der Kreisoberliga, etabliert, während das Reserveteam in Richtung B-Liga strebt.
Für den Spielausschuss-Vorsitzenden Hubert Lieb die Ernte der Saat: „Es gibt hier seit Jahren einen klaren Plan, an dem sich alle im Verein orientieren.“ Im Jugendbereich hält Fußball-Chef Fritzsche die Freien Turner sogar für „federführend“ in Wiesbaden, folgt man doch seit 2011 einem einheitlichen Konzept, das Jugendleiter Volker Schrauth forciert hatte. „Die gesamte Arbeit im Juniorenbereich halten wir für effektiv, wenn sie in allen Mannschaften gleichermaßen durchgeführt wird“, beschreibt er die Zielsetzung, mit der man die drei Leistungsjahrgänge A-, B- und C-Jugend bereits in die Gruppenliga bringen konnte. Dabei kümmern sich die Trainer immer um ein multikulturelles Ensemble. So zählt Schrauth, der die B1-Jugend trainiert, in seiner Mannschaft 21 verschiedene Nationen. Neben fußballspezifischen und spielstrategischen Vorstellungen wurde auch ein Verhaltenskodex aufgestellt, nach welchem beispielsweise das Meckern wegen Schiedsrichterentscheidungen strengstens untersagt ist.
Spieler aus dem Westend
Denn die Tugenden, die auf dem Platz zu beachten sind, sollen auch im Alltag der größtenteils aus dem Westend stammenden Jugendlichen ihre Geltung haben. „Die Kinder sollen von der Straße geholt werden oder bestenfalls gar nicht erst dort hingeraten“, unterstreicht Lieb, der als langjähriger A-Jugendtrainer allerdings ein zentrales Problem beim Übergang in den Aktivenbereich sieht: „Im Alter von 17, 18 Jahren haben die Jungs andere Sachen im Kopf, da gerät Fußball oftmals in den Hintergrund.“ Diese Spieler bei der Stange zu halten, betont Lieb, sei eines der größten Ziele der Freien Turnerschaft Wiesbaden.
Freie Turnerschaft Wiesbaden 1896 e.V.
Lahnstraße 35
65195 Wiesbaden
www.ftw1896.com
Die Freie Turnerschaft Wiesbaden bietet die Sportarten Turnen, Tennis und Fußball an. Informationen zur Mitgliedschaft und zum Trainingsbetrieb finden Sie auf den Internetseiten der einzelnen Abteilungen:
Kontakt Fußball:
www.fussball.ftw1896.com
Vorsitzender: Ulrich Fritzsche (0172–5288193)
Jugendleiter: Volker Schrauth (0152–54097516)
Die Trainingszeiten aller Mannschaften sind auf der Webseite zu finden.
(1. Mannschaft: Dienstag, 19.30-21 Uhr; Donnerstag 19.30-21 Uhr)
Kontakt Tennis: www.ftw-tennis.de
Vorsitzender: Eduard P. Losik (0177–4198420)
Jugendwart: Florian Falcke (0173–2602830)
Kontakt Turnen: www.freie-turner-wiesbaden.de
Vorsitzender: Dr. Thomas Weichel (06131–8803790)
Text: Patrick Rupp
Fotos: www.fussball.ftw1896.com, wita/Uwe Stotz
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