Eigentlich sieht Rahul Kumar in seiner Uniform wie ein richtiger Polizist aus. Doch der Schriftzug auf der rechten Brusttasche zeigt den Unterschied an: „Freiwilliger Polizeidienst“. Kumar ist einer von 27 freiwilligen Polizeihelfern, die regelmäßig in Wiesbadens Straßen Streife laufen. Davon sind 14 Männer, 13 sind Frauen. „Mehr als ein Pfefferspray, eine Taschenlampe, Handschuhe und ein Mobiltelefon tragen wir Ehrenamtlichen nicht bei uns“, sagt Kumar. Handschellen oder ein Schlagstock zählen nicht zur Ausstattung. Was nicht nötig ist, denn der Hauptarbeitsauftrag der Polizeihelfer lautet: beobachten und melden.

Rahul Kumar achtet als freiwilliger Polizeihelfer auch auf hilfsbedürftige Menschen und beantwortet ihre Fragen.
Geplante Routen
Seit Mai dieses Jahres gilt das auch für Kumar, der dem 1. Polizeirevier zugeteilt ist. Im Westend ist der gebürtige Inder mehrmals im Monat zusammen mit einem Kollegen unterwegs: „Ich engagiere mich, weil ich zeigen will, dass Integration in beide Richtungen geht“, erklärt der 28-Jährige. Vier Stunden sind die Ehrenamtler meist auf Streife, die Route wird vorher abgesprochen. „Die Helfer sollen auch an Spielplätzen vorbeilaufen und schauen, ob sich dort Jugendliche aufhalten“, ergänzt Kriminaloberkommissar Christoph Müller. Am wichtigsten sei es aber, Vermittlung zwischen Bürger und örtlicher Polizei zu bieten. „Wir sind Vertrauenspersonen“, sagt Kumar selbstbewusst. Denn dass ein ausgewiesener Helfer vor Ort sei, wecke bei vielen ein Gefühl von Sicherheit.
Sicheres Auftreten auf der Straße war ein wichtiges Thema in der Helfer-Ausbildung. „Wir haben Gefahrenabwehr und sogenannte Jedermannsrechte gelernt – mir war vorher nicht klar, was ich als Bürger alles darf“, erzählt der hauptberufliche IT-Berater. Die Befugnisse sind indes begrenzt: „Wir dürfen niemanden gegen seinen Willen festhalten, in einer entsprechenden Situation müssten wir die Berufspolizei rufen“, sagt Kumar.
Migrationshintergrund als Vorteil
Doch schon eine positive Einstellung helfe in vielen Situationen. „Wenn wir zum Beispiel durch die Wellritzstraße laufen, lächeln uns viele Menschen zu, einige schütteln aber auch den Kopf.“ Aber wenn er selbst freundlich sei, habe das eine Wirkung auf sein Umfeld. Einen Effekt hat auch der Migrationshintergrund Kumars: „Einige Menschen haben mich allein deshalb schon angesprochen und wollten mir die Hand geben. Meine Kollegin sagt, dass das eigentlich nicht oft vorkommt.“
Text: Natascha Gross
Foto: Erdal Aslan
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