
Kurz vor dem Festgebet zum Opferfest morgens um 8 Uhr in der Süleymaniye Moschee in der Dotzheimer Straße.
Die Planungen in der Süleymaniye-Moschee laufen auf Hochtouren: Das „große Fest“ steht an, sagt Osman Bozkaya, Imam der Moschee in der Dotzheimer Straße. Gemeint ist das islamische Opferfest, das in diesem Jahr vom 24. bis 27. September weltweit gefeiert wird. „Das ist das höchste islamische Fest“, betont Bozkaya. Er erwartet wieder 700 bis 800 Gläubige, die die Moschee zum Festgebet am frühen Morgen bis zum letzten Platz füllen werden. „Vorher werden unsere Räume besonders gründlich gereinigt.“
Das „Id ul-Adha“, wie das Fest auf Arabisch heißt, erinnert an den Propheten Abraham und seine Opferbereitschaft. Allah (Gott) hatte Abraham nach der Überlieferung im Koran auf die Probe gestellt, indem er den Propheten aufforderte, seinen Sohn Ismail zu opfern. „Als Gott seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, hielt er ihn im letzten Moment davon ab“, erklärt Bozkaya. Dafür habe Gott Abraham einen Widder geschenkt, den er anstelle seines Sohn opferte.
Eine ähnliche Überlieferung bietet die jüdisch-christliche Tradition, nach der Abraham (arabisch Ibrahim) die Opferung seines Sohnes Isaak vorbereitete. Die Muslime feiern mit dem Opferfest den glücklichen Ausgang dieser Prüfung. „Alle, die es sich finanziell leisten können, müssen während der Feiertage auch ein Tier opfern“, sagt Bozkaya. Geopfert werden zum Beispiel Schafe, Kühe oder Widder.
Das Tier muss im Islam auf rituelle Weise, also „halal“ geschächtet werden. „Als halal gilt das Fleisch, das von einem gläubigen Muslim mit den Worten ‚Bismillah‘ (Im Namen Gottes) und ‚Allahu akbar‘ (Gott ist groß) mit einem Kehlschnitt getötet wird – ohne Betäubung“, erklärt Bozkaya. Ohne Betäubung, damit das Tier vollständig ausbluten könne. „Denn der Blutverzehr ist für Muslime verboten.“ Die gleichen Regeln gelten übrigens auch im Judentum („koscheres“ Fleisch). Das Schächten dürfe nur von nachgewiesenen Experten mit einem scharfen Messer ohne Unterbrechung durchgeführt werden, erklärt Bozkaya. So sei gewährleistet, dass das Tier in wenigen Sekunden sterbe. „Es darf bei der Opferung nicht leiden.“
Ausnahmeregelungen in Deutschland
In Deutschland ist das Töten eines Tieres ohne Betäubung nach dem Tierschutzgesetz verboten. Ausnahmegenehmigungen kann man nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 2002 erhalten, wenn der Antragsteller der Überzeugung ist, dass sein Glaube das Schächten erfordert. „Da wir hier nicht ohne Weiteres halal schächten dürfen, lassen wir in armen Ländern schlachten und spenden das Fleisch an Bedürftige“, erzählt Bozkaya.

Proppenvoll: Rund 500 Muslime besuchen die Omar-Ibnul-Khattab-Moschee in Biebrich und zelebrieren am Donnerstagmorgen das Festgebet. Anschließend feiern Muslime vier Tage lang das Opferfest. Foto: RMB/Joachim Sobek
Die Tradition, das Fleisch an Arme weiterzugeben, wird auch von Privatpersonen gepflegt, wie die Westendlerin Cigdem Cumart weiß. Sie freut sich schon auf das Fest. „Am ersten Tag des Opferfestes treffen sich die Verwandten immer beim ältesten Familienmitglied“, beschreibt die türkischstämmige 38-Jährige den alljährlichen Ablauf. Alte, Kranke und Freunde während der Festtage zu besuchen gehöre ebenso zu den religiösen Traditionen, wie seine Kinder zu beschenken. „Jedes Jahr stehen wir früh morgens auf, die Männer gehen in die Moschee zum Festtagsgebet und anschließend frühstücken wir mit der Familie.“
Kinder werden neu eingekleidet
Cigdem Cumart versucht, die Traditionen für ihre zwei Kinder zu bewahren, da ihre Eltern seit ihrer Rente zum Fest in die Heimat fahren. „Ich kleide meine Kinder jedes Jahr zum Opferfest neu ein. Das haben meine Eltern auch bei mir immer gemacht.“ Traditionell gebe es zum Essen bei ihr Fleisch und Reis – „und Süßgebäck darf natürlich nicht fehlen!“
Text: Meryem Tinc, Erdal Aslan
Archivfoto: RMB/Joachim Sobek
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