Gabriele Erb verlässt das Westend – und mit ihr geht dem Viertel eine der echten kreativen Anlaufstellen verloren. Seit 2010 schafft Erb im Atelier in der Bülowstraße 1 unter dem Motto „Keramik & mehr“ allerlei Dekoratives aus Ton. Bunte, verzierte und schlichte Artikel zum Schmücken für die Wohnung und Garten, die aber auch zum Beispiel als Gewürzschalen und Windlichter genutzt werden können. Fast alle Artikel sind Einzelstücke, mit Liebe zum Detail und Fingerfertigkeit hergestellt.
Spätestens Ende März kehrt die 53-Jährige wieder in ihre Heimat Ravensburg zurück, daher bietet sie zurzeit mindestens zehn Prozent Rabatt auf ihre Artikel an. „Es fällt mir sehr schwer, mein Herz hängt an diesem Ort“, sagt sie. „Aber meine gesundheitlich angeschlagene Mutter braucht mich.“

Gabriele Erb (links) in ihrem Element: Sie gab in ihrer Werkstatt „Erb-Stücke“ in der Bülowstraße 1 auch Töpferkurse und schuf viele Einzelstücke. Ende März verlässt Erb das Westend.
Finanzielle Einbußen
Gabriele Erb pendelt deshalb schon seit einiger Zeit zwischen Ravensburg und Wiesbaden, was ihrem Geschäft auch finanzielle Einbußen gebracht hat. „Dadurch, dass ich nur selten hier war, gab es keine Kontinuität. Ich konnte immer weniger verkaufen und keine Töpfer-Kurse mehr anbieten.“ Auch musste sie Eltern absagen, die sie für Kindergeburtstage anfragten, um gemeinsam in ihrer Werkstatt zu töpfern.
Als dann im Raum stand, dass die Miete des Ateliers erhöht und sogar das Haus verkauft wird, „war dies neben meiner Mutter und der wirtschaftlichen Situation der letzte Tropfen, der mir endgültig die Entscheidung leichter gemacht hat“.
Verein „Creaton“ gab Räume ab
Gabriele Erb, die selbst in Walluf wohnt, hat in Wiesbaden Innenarchitektur studiert. Doch sie war schon immer an der Arbeit mit den Händen interessiert. Kein Wunder, das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt, die Familie ist seit Generationen im handwerklichen Bereich tätig. Eher zufällig ist sie in den 80er Jahren durch ihren damaligen Mann auf die Werkstatt ihres heutigen Ladens gestoßen. „Hier trafen sich Leute, die Spaß an der Arbeit mit Ton hatten. Ich habe mich ihnen angeschlossen“, erzählt sie.
Später wurde daraus der Verein „Creaton“, der gemeinsam die Räume mietete. Erb entschloss, sich in diesem Bereich weiterzubilden und zu professionalisieren, so dass sie die Räume 2010 übernahm. „Die Vereinsmitglieder trafen sich eigentlich nur noch, um einen gemeinsamen geselligen Ort zu haben.“ Sie wollte ihre Leidenschaft zu ihrem Beruf machen und gleichzeitig ein finanzielles Standbein aufbauen, nachdem ihr Sohn, den sie lange zuhause betreut hat, in das Teenager-Alter kam.
„Töpfern hat etwas Therapeutisches“
Ihre Faszination für die Arbeit mit Ton ist für Gabriele Erb etwas gewesen, das ihr auch in schwierigen Zeiten geholfen hat. „Die Beschäftigung mit Ton hat etwas Therapeutisches. Das ist mir auch bei der Arbeit mit den Menschen aufgefallen. Sie haben sich währenddessen immer mehr geöffnet“, sagt Gabriele Erb. Auch diese Begegnungen werde sie sehr vermissen.
Die wechselnden Öffnungszeiten des Ladens finden Sie unter www.erb-stuecke.de.
Text: Erdal Aslan
Fotos: wita/Uwe Stotz (Archiv), Erdal Aslan
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