
Großmeister Burhan Tonguc schaut genau hin, wie seine Schüler beim Kung-Fu weiterkommen – und im Leben.
Betritt man das unscheinbare Hinterhofhaus in der Sedanstraße 3 im Westend, taucht man in eine fremde Welt ein. Chinesische Kalligrafien an den Wänden, Figuren des großen Kung-Fu-Kämpfers Bruce Lee und goldene Buddhas versetzen Besucher nach Fernost. In „riesigen Baumaßnahmen“ und liebevoller Dekoration hat Kung-Fu-Großmeister Burhan Tonguc eine heruntergekommene Taekwondo-Schule zum „Institut für fernöstliche Kampfkünste“ umgebaut.
Im „Elternzimmer“ steht Tee bereit. Im Trainingsraum hängen Boxsäcke von der Decke. Eine ganze Reihe Pokale schmückt die Regale. „Und das sind längst nicht alle“, sagt Tonguc stolz. Gerade erst im Februar haben seine Schüler beim „Championsday Mittelrhein Cup“ wieder mehrere Preise abgeräumt. Unter seinen Schützlingen sind Weltmeister, mehrfache Europa- und Deutsche Meister sowie unzählige Rheinland-Pfalz Meister.
Tonguc unterrichtet Tang Lang Kung-Fu, einen Kampfkunststil, der von chinesischen Shaolin-Mönchen entwickelt wurde. Es gibt viele verschiedene Systeme im Tang Lang. Tonguc selbst hat ein eigenes entwickelt.
Kampfkunst verändert Leben
Bereits mit sechs Jahren war er zum Kampfsport gekommen. Aber erst mit 13 Jahren, als er bei der US Air Force über seinen Schwager mit Commander Robert Lee Wilson in Kontakt kam, habe er gelernt, „was Kampfkunst eigentlich ist“. „Er wollte, dass ich ihm mein Schulzeugnis zeige“, erzählt Tonguc. Und das war schlecht. „Mein Meister sagte, wenn du dich in einem Jahr nicht verbesserst, kannst du wieder gehen.“
Dieser Satz motivierte ihn. Die Kampfkunst habe sein Leben verändert: Die Noten verbesserten sich drastisch, Tonguc machte einen sehr guten Realschulabschluss und das Abitur. Heute ist der in Sonnenberg geborene Sohn türkischer Eltern Diplom-Chemiker und Zahnarzt. Er sei auch besonderes Vorbild für die Kinder, die sich in der Schule schwertun, und könne sagen, „guckt mich an, ich habe es auch geschafft“.
Für Tonguc stehen die Kinder im Mittelpunkt. „Beim Kung-Fu wird der Mensch als Ganzes betrachtet“, erklärt der Großmeister. Er will die Kinder auch in der Schule auf die richtige Bahn lenken. So unterstützt er sie etwa bei den Hausaufgaben. Er gehe auch zu Elterngesprächen oder zu Firmen, um eine Ausbildungsstelle zu finden. Das Verhältnis zwischen Schülern und Meister beschreibt Tonguc als sehr respekt- und vertrauensvoll. „Ich kenne die Kinder sehr, sehr gut.“ Aber Tonguc unterrichtet auch Erwachsene. Unter der Woche bietet der Großmeister täglich Training an.
Seit 2001 selbstständig
2001 machte sich der 41-Jährige selbstständig und gründete das Institut. Vor fünf Jahren zog die Schule von der Bertramstraße in die Sedanstraße. Jetzt, wo fast alle Umbauten abgeschlossen sind, können sich Kampfkunstbegeisterte im Westend wieder auf die Spuren der chinesischen Shaolin-Mönche begeben.
Text: Hannah Pehle
Fotos: Burhan Tonguc
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